Nudging – gesundes Essen „anschubsen“

Nudging ist derzeit eines der spannendsten und vielschichtigsten Themen in Wirtschaft, Forschung und Politik. Nudges sind sanfte Schubser, die den Menschen helfen sollen, das Richtige zu tun. Dabei heißt das Richtige zu tun, sich gesünder, sozialer oder ökologischer zu verhalten. Auf starke Anreize und Verbote wird verzichtet. Wünschenswertes Verhalten kann effektiv und nachhaltig durch Nudges gefördert werden, ohne dabei die Wahlfreiheit des Verbrauchers einzuschränken.

Inhalte im Überblick

  1. Gesunde Ernährung "nudgen"
  2. Gelungenes Nudging ist klein
  3. Vier kleine Ernährungs-Nudges

Nudging bedeutet übersetzt „sanft stubsen“ oder „sanftes Anschubsen“. Bekannt wurde der Ansatz durch die Veröffentlichung des Verhaltensökonomen Richard Thaler und des Rechtswissenschaftlers Cass Sunstein. Nudges sind kleine Anreize, mit denen es uns einfacher gemacht werden soll, bei spontanen Entscheidungen ein erwünschtes Verhalten zu verfolgen. Diese kleinen Anreize nutzen bekannte psychologische Mechanismen und wirken oft unbewusst.

Gesunde Ernährung „nudgen“

Nudging im Ernährungsbereich soll Menschen „anschubsen“, in bestimmten Situationen gesündere Ess-Entscheidungen zu treffen.

Zum Beispiel könnte der Konsum gesunder Lebensmittel gefördert werden, indem ein Lebensmittelmarkt gesunde Speisen in der Greifzone oder an der Kasse platziert. Ungesunde Speisen würden dann in der Bück- oder Reckzone angeboten. Auch das Ernährungsverhalten in der Kantine kann auf freiwilliger Basis verbessert werden, indem gesunde Lebensmittel prominent platziert werden. Wasserflaschen in Augenhöhe, Salat vor Kuchen und Schokoriegel nicht an der Kasse. Kleinere Portionen werden häufiger gewählt, wenn sie als Standardoption gelten. Gerade Änderungen der Standardoption beeinflussen unsere Entscheidungen stark. Um unser Gehirn zu schonen, bevorzugen wir bei Alltagsentscheidungen den einfachen Weg.

Gelungenes Nudging ist klein

Es sind kleine Anreize, die die Aufmerksamkeit steuern und Entscheidungen vorformen. Zentrale Merkmale des Nudging sind dabei:

  • Entscheidungsfreiheit ­– ungesunde Lebensmittel dürfen weiterhin sein und werden nicht verbannt.
  • Verzicht auf starke Anreize –  keine hohen Steuern auf Alkohol oder Fett.
  • Transparenz – es muss nachvollziehbar sein, warum die Entscheidungswelt so gestaltet wird.

Der Verbraucher entscheidet am Ende selbst. Verhaltensänderungen lassen sich nur dann anregen, wenn eine generelle Bereitschaft zur Änderung des eigenen Verhaltens und ein Bewusstsein für die eigene Handlung besteht.

Kritiker dieses Ansatzes befürchten eine Manipulation und Bevormundung des Verbrauchers. Im Grunde kann man nicht nicht nudgen. Auch das Platzieren von Schokoriegeln an der Kasse oder der Softdrink-Automat auf dem Gang ist eine bestimmte Lenkung des Verbrauchers. In der Werbung sind wir schon lange vergleichbaren Ansätzen ausgesetzt. Nudges können uns also helfen, in Vergessenheit gerate Ziele (wie gesunde Ernährung) wieder bewusster zu machen und eine einfachere Entscheidung zu treffen.

Vier kleine Ernährungs-Nudges

  • Nüsse mit eingebauter Vorfahrt: Für die, die der Heißhunger zu Hause ans Süßigkeitenregal treibt: Einfach ein paar Nüsse (oder Studentenfutter) davorstellen und die Süßigkeiten (für „Notfälle“) in der zweiten Reihe lassen.
  • Der verlorene Apfel: Einfach mal eine/en Kollegin/en einen Apfel auf ihrem/seinem Platz finden lassen. Das geht auch mit Bananen, Birnen … 🙂
  • Volltanken bitte: Eine Karaffe mit Wasser und ein Glas laden einfach zum Trinken ein. Also: Mal eine schöne Karaffe mit Wasser stehen haben, die trinkt sich fast von alleine aus … und ab und an mal nachfüllen.
  • Zahlen, bitte!: Manchen Menschen helfen Informationen, positive Entscheidungen zu treffen: Das kann der Post-It an der Kiwi mit dem Hinweis sein: „Hier lächelt Dich Dein Tagesbedarf an Vitamin C an!“
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