Wie Menschen Krisen meistern

Die Corona-Krise hat uns überwältigt und zunächst ein Gefühl der Ohnmacht hinterlassen. Eine Bedrohung, der wir uns stellen müssen. Wie können wir diese Herausforderung meistern?

Inhalte im Überblick

  1. Eine Vielzahl an Krisenmodellen
  2. Seelische Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Krisen
  3. Verschiedene Resilienzmodelle, die sich in vielen Punkten überschneiden
  4. Die Krise als Möglichkeit für persönliches Wachstum

Wir wünschen uns die Zeit zurück, in der wir ins Büro gegangen sind, einkaufen gingen ohne Schutzmasken zu tragen, Geburtstage in der Familie feierten und uns mit Freunden getroffen haben, zum Sport ins Fitnessstudio gingen. Wir erleben alle derzeit einen gewaltigen Umbruch unseres Alltags und vieler vertrauter Selbstverständlichkeiten. Dabei sind wir in einer seelischen Achterbahnfahrt und suchen nach Orientierung, Vertrauen und Verbundenheit.

Eine Vielzahl an Krisenmodellen

Es gibt verschiedene Modelle, die sich mit der Bewältigung von Krisen, Schicksalsschlägen und Veränderungen beschäftigen und helfen können, die eigenen Gedanken und Gefühle zu reflektieren. Viktor Frankl, Begründer der Logotherapie und Überlebender der Konzentrationslager, liefert in seinem Buch „Trotzdem ja zum Leben sagen“ hilfreiche Einsichten. Die häufig zitierte Kurve nach Kübler-Ross, einer Wissenschaftlerin, die sich mit Sterbebegleitung beschäftigte, zeigt wichtige Bewältigungsschritte von Schicksalsschlägen. Die sieben Schlüssel der Resilienz von Prof. Dr. Jutta Heller zeigen wichtige Strategien, die Hürden des Lebens zu meistern und gegebenenfalls auch daran zu wachsen.

Welches Modell man auch heranzieht, am Ende sind es Modelle, keine Allheilmittel. Und dennoch lässt sich veranschaulichen, mit welcher Haltung wir Krisen begegnen können.

Seelische Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Krisen

Der Umgang mit Veränderungen geht mit dem Begriff der Resilienz einher. Resilienz beschreibt die Entwicklung, die Nutzung und den Zugang zu Potentialen, die Menschen befähigen, Niederlagen, Stressoren oder Schicksalsschläge besser und schneller zu meistern. Dabei leitet sich der Begriff von „resiliere“ lat. elastisch ab. Resilienz entstammt eigentlich der Materialkunde und beschreibt hochelastische Materialien, die nach Verformung ihre ursprüngliche Form annehmen.

Psychische Widerstandsfähigkeit kann man lernen und trainieren, um flexibel auf die Bodenwellen des Lebens reagieren zu können. Und eins ist sicher, diese kommen, meistens ungefragt und dann, wenn wir sie am wenigsten brauchen. Allerdings sind die Bodenwellen des Lebens für jeden anders. Die Bedeutung geben wir ihnen selbst. Jede Krise bringt Veränderungen mit sich und wenn wir diese überstanden haben, gehen wir verändert aus ihr hervor. In der Regel stärker.

Verschiedene Resilienzmodelle, die sich allerdings in vielen Punkten überschneiden

Dazu zählen: Optimismus oder auch die Hoffnung, es wird schon irgendwie weiter gehen. Akzeptanz ist die Grundlage für die LösungsorientierungSelbstwirksamkeit macht uns Stärken und Ressourcen zugänglich. Verantwortung bedeutet, sich nicht als Opfer zu begreifen, sondern Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen. Nachbarn, Freunde und Familie oder andere Netzwerke stabilisieren und machen uns bereit für die Zukunftsorientierung. Die ersten drei lassen sich als Haltung verstehen, die folgenden vier als Kompetenzen.

  • Optimismus: Es gibt folgendes Zitat: „Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung.“ Pessimismus hilft uns, Gefahren abzuschätzen und vorsichtig zu sein. Und trotzdem fördert eine optimistische Haltung, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. „Durchhalten“ und „es geht schon weiter“ sind hier nützliche Grundüberzeugungen. In der momentanen Situation stehen wir großen Herausforderungen gegenüber, sowohl jeder für sich als auch wir als Gesellschaft. In einer nicht allzu weiten Zukunft schauen wir auf diese große Aufgabe zurück.
  • Akzeptanz: Das Gebet von Reinhold Niebuhr wird in diesen Tagen häufig zitiert. „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das Eine vom anderen zu unterscheiden.“ Akzeptanz bedeutet, die Situation anzunehmen und die damit verbundenen Gefühle zuzulassen. Schmerz, Wut, Ärger und Trauer, all das gehört zum Prozess dazu. Eine akzeptierende Haltung  ist die Grundlage für kreative Prozesse und neuem gegenüber offen zu sein, die neuen Tatsachen in das Leben zu integrieren.
  • Lösungsorientierung: Es hilft nicht, nach einem Schuldigen zu suchen oder sich selbst als Opfer zu begreifen, auch wenn dies verführerisch ist. In der lösungsorientierten Haltung geht es darum, sich seiner Stärken und Ressourcen bewusst zu werden, diese für einen selbst zugänglich zu machen und für die Bewältigung zu nutzen. Mögliche Bewältigungsstrategien und Lösungen zu finden im Umgang mit den Bodenwellen des Lebens. Mögliche Fragen: Was kannst Du gut? Was darf sich im Moment nicht verändern? Was gibt Dir Halt? Welche Mittel stehen zur Verfügung über die Hindernisse zu kommen? Was wird nach der Lösungs des Problems dran sein? Gibt es Zeiten, in denen das Problem nicht auftritt? Was hat bisher geholfen, Probleme zu bewältigen?
  • Selbstwirksamkeit und Verantwortung: Selbstmitgefühl und Selbstliebe sind wichtige Fähigkeiten. Selbstfürsorge und Selbstregulation sind wichtige Kompetenzen, um Gefühle wahrzunehmen und auch damit umzugehen. Seien wir liebevoll mit uns selbst. Haben Mitgefühl, aber kein Mitleid. Nutzen wir den Gestaltungsraum und schöpfen unser kreatives Potential aus und besinnen uns auf unsere Stärken. Was kannst Du besonders gut? Worin liegt Dein Talent?
  • Netzwerk und Bindung: Lassen wir den Zuspruch aus unserem Umfeld zu und nehmen diesen an, können wir die Krise bewältigen. Unterstützung und Hilfe finden wir in der Familie, bei Freunden, in Vereinen oder auch in Beratungen.
  • Zukunftsorientierung: Mit jedem Umbruch geht auch eine Veränderung einher. Was können wir aus der Krise lernen? Wie zukünftig mit Herausforderungen, Stress oder Schicksalsschlägen umgehen? Worauf zurückgreifen?

Die Krise als Möglichkeit für persönliches Wachstum

Wir werden nicht an der Krise wachsen, sondern an ihrer Bewältigung. Dazu ist es notwendig, dass wir uns nicht nur kognitiv als auch emotional mit ihr auseinandersetzen. Um Krisen zu bewältigen, kann eine kompetente Begleitung unterstützen. Dies kann ein Coach oder auch ausgebildete/r Resilienz-Trainer:in sein. Kopf und Körper bilden eine Einheit. Gedanken wirken auf Gefühle, Gefühle auf unser Handeln. Also, scheue Dich nicht vor Krisen, sondern sieh in ihr eine Möglichkeit des persönlichen Wachstums.

Dich könnte auch interessieren
Wie umgehen mit Ärger, Angst und Trauer in Krisenzeiten
In den letzten Monaten wurden sehr viele Menschen mit äußerst schwierigen äußeren Umständen und den daraus folgenden Emotionen konfrontiert. Dabei zeigt sich, wie bewusst wir im Umgang mit diesen Gefühlen sind.
Zum Artikel
Stärken Sie Ihre Krisenkompetenz
Wut, Trauer und Angst sind Emotionen, die Krisen begleiten und das Denken und Handeln beeinflussen. Mithilfe der Übung „Meine Gefühlslandschaften“ können Sie neben den negativen, auch positive Gefühle schaffen.
Zum Artikel
Fürsorge in unsicheren Zeiten
Im Moment ist nichts mehr wie es war. Die Welt steht Kopf und das öffentliche Leben still. In diesen Tagen stehen wir allen neuen Herausforderungen gegenüber.
Zum Artikel
Kalender