Trauma Sportunterricht
Es gibt bestimmt Menschen, die mit ihrem Schulsport-Unterricht viele schöne Dinge verbinden. Ich gehöre nicht dazu. Und wenn ich mich so umhöre, fühle ich mich mit diesem Gefühl nicht allein.
Inhalte im Überblick
Die Schule prägt einen fürs Leben. Häufig verstehen wir oft erst viele Jahre später, wie sehr das der Fall ist. Wenn ich heute an meinen Sport-Unterricht denke, kommt sofort der Geruch der Umkleidekabinen (den ich so in der Form nur im Zoo wiederfinde), das Baumeln an Ringen, Barren und Böcken und die von Regen oder Hitze überlagerte, institutionalisierte Langeweile der Bundesjugendspiele.
In der Masse ungerecht
Im Grunde ist es ein Systemfehler: Wie soll man Kinder zum Sport heranführen, wenn die körperlichen Grundvoraussetzungen, die Bewegungsfreude und das Körperempfinden so individuell sind? Wie soll es gelingen, das Ganze in ein Schema zu bringen, an dessen Ende eine Note steht, die dem Kind gerecht wird? Was biete ich den Schülerinnen und Schülern an, wenn ich als Lehrkraft an Tageszeiten, Ressourcen-Verfügbarkeiten und Zeitfenstern gebunden bin?
Das Ganze hat Folgen
Was so mancher Sport-Unterricht zu verantworten hat sehen wir heute in Beratung und Coaching:
- Die meisten Menschen, die ins Coaching kommen, bezeichnen sich aufgrund früherer Erlebnisse als „unsportlich“.
- Vielen fällt es schwer, ein gesundes Maß zu finden und sie pendeln zwischen „Couch-Potatoe“ und Marathon laufen.
- Die mangelnde Bereitschaft, sich – wo erforderlich – Hilfe und Unterstützung zu holen, führt zu Bewegungs-Fehlern.
Dabei gib es eine ganz einfache Lösung:
Bewegung ist nicht gleich Sport
„Bewegung ist nicht gleich Sport“. Das klingt ein wenig spitzfindig, aber diese Aussage hat Kraft. Während Sport zwangsläufig mit einer Sportart verbunden werden muss, besteht „Bewegung“ für sich. Sie befindet sich den ganzen Tag um uns. Ob wir zur Kaffeemaschine gehen, zu Hause aufräumen oder kurz in Bewegung kommen … wir sind in Bewegung – und Bewegung tut gut.
Nachweislich führt ein Mehr an Bewegung zu einem Mehr an
Lebensqualität: Wer sich bewegt, spürt sich selbst, steigert sein Selbstvertrauen und ist viel weniger anfällig für ungesunde Verhaltensmuster.
Selbstwirksamkeit: Jedes erreichte Ziel gibt eine positive Rückmeldung ans Gehirn. Je häufiger wir davon erhalten, desto mehr steigt die „Selbstwirksamkeitserwartung“, also die Vorstellung, dass wir Dinge wirklich verändern können. Umso häufiger werden wir Dinge angehen, die uns dann auch wirklich gelingen.
Gesundheit: … wow, wo soll man da anfangen? Es gibt bestimmt auch ein Zuviel, aber da kommen nur die wenigsten hin. Der Einfluss der Bewegung auf Vitalität, Lebensfreude und Lebenserwartung
Fünf Tipps um wieder in Bewegung zu kommen
TIPP 1 „ALLES AUF ANFANG“:
Bewegung muss zu Dir passen. Finde die für Dich passende Bewegung. Versuch was Neues, bis es passt. Entdecke die Freude des Neuanfangs. Begib Dich auf die Suche nach der für Dich passenden Bewegungsart und finde Dein richtiges Maß.
Oft ist viel weniger nötig, als man denkt – schon täglich ein kleiner Spaziergang erhöht nachweislich die Lebenserwartung.
TIPP 2 „SUCH DIR EINE GRUPPE“:
Vielen Menschen hilft es, wenn sie sich gemeinsam bewegen. In Tanz-Gruppen, Lauftreffs und Yoga-Klassen findest Du Menschen gleichen Interesses. Das hat so gar nichts gemein mit der Zwangsgemeinschaft einer Sportklasse – aber zur Freude an der Bewegung bekommst Du die Freude an der Gemeinschaft gleich mit dazu!
Hier noch ein Aspekt: Sich nicht durch andere in Intensitäten führen zu lassen, die einen überfordern oder umgekehrt: Unterfordern. Auch in einer Gruppe wie einer Jogging- oder Walkinggruppe kann man sich in Kleingruppen wiederfinden, die ein gemeinsames angenehmes Tempo finden. Wichtig ist, dass jeder sein individuelles Maß an Bewegung/Intensität findet, dass gut zu ihm passt.
TIPP 3: „SCHLAUERE ZIELE“:
Bewegung ist so vieles. Finde für Dich heraus, worum es Dir wirklich geht: Beweglichkeit, Ausdauer, Kraft, Bewegungsfreude, Selbsterfahrung. Finde es für Dich alleine heraus. Nur Du kennst den Weg. … und wenn Du mal falsch abgebogen bist – kein Ding, geh einfach wieder zurück auf Anfang!
TIPP 4: „RADIKALE SELBSTAKZEPTANZ“:
Wenn Du darauf wartest, dass Dir Bewegung hilft, mit Dir und Deinem Körper im Reinen zu sein, musst Du Dich im Zweifelsfall auf eine sehr lange Wartezeit einstellen. Wie wäre es mit folgender Abkürzung: Wir setzen das Ganze mal von hinten auf. Fang als Erstes an, Dich selbst zu akzeptieren. Mit aller Faulheit, Feigheit, den Pfunden und den Falten. Aus dieser Haltung der Selbstfürsorge ist es so viel leichter in die Bewegung zu kommen, als wenn Du dich von (häufig fremden) Idealen treiben lässt.
Ein Nachtrag: Heute ist es häufig besser
Die heutigen Ansätze im Sportunterricht sind besser. Viele Dinge haben sich zum Guten gewandelt. Die Individualität ist deutlich höher geworden, der Leistungsgedanke steht weniger im Vordergrund und statt „Völkerball“ gibt es jetzt „Zombie-Ball“ – nur der Geruch in den Umkleiden scheint für die Ewigkeit zu sein.