Kraftstoff-Zelle Ballaststoffe
Die positiven und gesundheitsfördernden Effekte der Ballaststoffe auf die Darmgesundheit sind nicht neu. Was viele noch nicht gehört haben, ist die erstaunliche Wirkung der Abbauprodukte in Form von kurzkettigen Fettsäuren auf die Darmbarrierefunktion!
Inhalte im Überblick
Unser Darm ist ein komplexes Ökosystem. Das Wunderwerk Darm können wir unterstützen, indem wir ihm ausreichend Futter geben. Was wir essen, beeinflusst unsere Darmmikrobiota. Viele Inhaltsstoffe dienen den Mikroorganismen als Grundlage und beeinflussen mit ihren Stoffwechselprodukten den gesamten Körper.
Die positiven und gesundheitsfördernden Effekte der Ballaststoffe auf die Darmgesundheit sind nicht neu. Was viele noch nicht gehört haben, ist die erstaunliche Wirkung der Abbauprodukte in Form von kurzkettigen Fettsäuren auf die Darmbarrierefunktion!
Ballaststoffe sind Nahrungsgrundlage der Darmbakterien
Beim Abbau von Ballaststoffen durch Darmbakterien entstehen kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, Laktat und Acetat. Diese Fettsäuren werden sofort vor Ort verwertet. Sie sind die Hauptenergiequellen für die Darmepithelzellen. Kurzkettige Fettsäuren sorgen für eine gesunde Zellvermehrung, erhalten Funktion und Stabilität der Darmbarriere und wirken positiv auf deren Abwehreinheiten.
Als Signalmolekül beeinflusst Butyrat außerdem zahlreiche Stoffwechselabläufe und auch die lokale Immunfunktion des Darms. Eine ausreichende Energieversorgung der Darmschleimhautzellen mit Butyrat soll die Barrierefunktion der Darmschleimhaut unterstützen und einen Übertritt von Bakterien, ihren Toxinen vom Darm in den Blutkreislauf verhindern. Ohne diese können Entzündungen gefördert bzw. ausgelöst werden.
Viele Daten aus Humanstudien weisen darauf hin, dass die Steigerung der Produktion von kurzkettigen Fettsäuren durch den Abbau von Ballaststoffen im Darm eine wirksame und vorbeugende Strategie von Magen-Darm-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes Typ 2 ist. Bei hoher Ballaststoffzufuhr werden vermehrt Bifidobacterium und Lactocillus spp. sowie eine höhere Butyrat-Konzentration im Stuhl festgestellt.
Wenig Ballaststoffe – viele Probleme
Eine geringere Ballaststoffzufuhr verringert nicht nur den bakteriellen Reichtum und die Bildung von Buytrat, sondern verändert auch die Stoffwechselprodukte hin zur Bildung von toxischen Substraten.
Unser Darm ist ein mikrobielles Ökosystem und wird ebenso als Darmmikrobiota bezeichnet. Es ist wichtig für Immunsystem und Stoffwechselvorgänge. Als Darmmikrobiom wird die Gesamtheit aller genetischer Informationen der Mikroorganismen des Darms bezeichnet. Die Begriffe Darmmikrobiom und Darmmikrobiota werden heute oft synonym verwendet.
Unser Darm hat Persönlichkeit
Jeder Mensch beherbergt ein individuelles Mikrobiom. Er ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Das Darmmikrobiom übt eine Schlüsselfunktion für die Darmgesundheit aus und ist durch Ernährung und Lebensstilfaktoren beeinflussbar.
Die Darmbarriere ist anfällig für Störungen. Die Darmwand bildet die Grenzen zwischen außen – der Umwelt und dem innen – dem Organismus. Über die Darmbarriere werden Nahrungsbestandteile aufgenommen. Nicht alles wird dabei durch die Schutzschicht gelassen: schädliche Antigene oder bestimmte Mikroorganismen werden eingeschränkt aufgenommen.
Schutz in Schichten
Die Darmbarriere besteht auch mehreren Schichten:
- Äußere Schleimschicht mit Darmbakterien und innere bakterienfreie Schleimschicht, die den direkten Kontakt zwischen Mikroorganismen und Darmepithel hemmt.
- Epithelschicht mit Zwischenräumen: Zellen, die wie ein Reißverschluss verschlossen und geöffnet werden können (Thight Junctions)
- Innerste Schicht: Schicht mit Immunzellen des erworben und angeborenen Immunsystems, z. B. T-Zellen, B-Zellen und Makrophagen
Folgende Stoffe können die Barrierefunktion stärken: Polyphenole, Vitamin A und D, kurzkettige Fettsäuren
Die Barrierefunktion können schwächen: Emulgatoren, Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), Alkohol, größere Mengen an Fruktose, Fett- und zuckerreiche Ernährung. Diese Stoffe können zu entzündlichen Reaktionen führen, was zu einer vermehrten Darmdurchlässigkeit führt. Ungünstige Ernährungsmuster können dazu führen, dass sich das Mikrobiom in seiner Zusammensetzung verändert. Das komplexe System erfährt eine Störung, was langfristig zu Entzündungen und Stoffwechselstörungen führen kann.
Hilfe in Sicht
Die gute Nachricht: Bis zu einem gewissen Grad können Veränderungen an der Mikrobiota wieder rückgängig gemacht werden, das Mikrobiom kann sich erneuern. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass eine einseitige und ballaststoffarme Ernährung zu einem dauerhaften Verlust von einzelnen Bakterienarten führen kann (verarmtes Mikrobiom), die für die Funktionen wichtig sind.