Salutogenese – wie Gesundheit entsteht

Die Salutogenese ist eines der wichtigsten Modelle zur Erklärung von Gesundheit. Es fragt nach den Faktoren, welche Menschen gesund erhalten und wie sie trotz Risiken und Stress gesund bleiben können.

Inhalte im Überblick

  1. Wer hat das Konzept der Salutogenese entwickelt?
  2. Begriff der Salutogenese
  3. Beschreibung des Modells – Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
  4. Einflussfaktor Stress
  5. Bewältigung von Stress und Widerstandsressourcen
  6. Schlüsselkonzept Kohärenzgefühl
  7. Ausblick

Wer hat das Konzept der Salutogenese entwickelt?

Das Modell der Salutogenese wurde vom israelisch-amerikanischen Sozialmediziner Aaron Antonovsky (1923 – 1994) als Alternative zur Pathogenese eingeführt. Antonovsky entwickelte eine neue Blickrichtung auf den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Krankheit. Bereits die Fragestellung unterschied sich von herkömmlichen Ansätzen:

  • Warum bleiben Menschen gesund?
  • Wie gelingt es ihnen, sich von Krankheit zu erholen?
  • Wie wird ein Mensch mehr gesund und weniger krank?

Begriff der Salutogenese

Der Begriff der Salutogenese (salus =  gesund; genese= Entstehung) nimmt die Gesundheitsförderung in den Blickpunkt und nicht wie zu jener Zeit üblich, Krankheiten zu heilen oder „kaputtes“ ganz zu machen. Die zentralen Fragen seiner Forschung lauteten:

  • Wie entsteht Gesundheit?
  • Wie bleiben Menschen trotz Risiken und Stressigen gesund?
  • Wie können sie ihre Gesundheit fördern?

Antonovsky formulierte das Modell der Salutogenese und stimulierte weltweit umfangreiche Forschungen, die zur Entwicklung neuer Praxisansätze führte.

Beschreibung der Modells – Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Gesundheit wird in diesem Modell nicht als Gegenteil von Krankheit verstanden, sondern als Gesundheits-Krankheits-Kontiniuum. Krankheit und Gesundheit sind keine getrennten Zustände, sondern sind wie Endpole auf einer Art „Schieberegler“ zu verstehen. Antonovsky geht von einem Kontinuum mit den Polen „Gesundheit und körperliches Wohlbefinden“ auf der einen und „Krankheit und körperliches Missempfinden“ auf der anderen Seite aus.

Niemand ist komplett krank oder gesund, der Mensch bewegt sich zwischen den zwei Polen. Er kann gesund sein mit kranken Anteilen, oder krank mit gesunden Anteilen. Das Konzept hat den Vorteil, dass alle Menschen als mehr oder weniger gesund verstanden und auf den Kontinuum platziert werden können. Selbst Menschen mit schweren chronischen Leiden habe die Möglichkeit, dass ihre Gesundheit in eine positive Richtung zu bewegen ist.

Einflussfaktor Stress

Als vielfacher und belegter Einflussfaktor auf Gesundheit und Krankheit gilt Stress. Stressoren wie belastende Lebensereignisse, Arbeitsbelastungen oder Bakterien wirken auf den Menschen und lösen körperliche und/oder seelische Spannungszustände aus und werden dann versucht zu bewältigen. Je nachdem wie Stressoren eingeschätzt und bewältigt werden, entscheiden über die gesundheitlichen Auswirkungen. Im Modell der Salutogenese können Stressoren nicht nur Krankheiten bedingen, sondern ebenfalls Gesundheit fördern.

Stressoren sind allgegenwärtig und nicht zu verhindern. Der Umgang mit Stress entscheidet über die Richtung auf dem Gesundheits-Krankheit-Schieberegler.

Bewältigung von Stress und Widerstandsressourcen

Ressourcen sind Schutzfaktoren, die bei der Bewältigung von Spannungszuständen helfen können. Um Spannungszustände und Stress zu bewältigen, gelten bei Antonovsky die „allgemeinen Widerstandsressourcen“ als Kernstück des Modells. Menschen mit vielen Schutzfaktoren sind in der Lage, die Belastungen des Lebens besser zu bewältigen und bewegen sich in Richtung Gesundheitspol.

Zu den psychischen Schutzfaktoren zählen Wissen und Intelligenz, Bewältigungskompetenzen, Ich-Identität und Selbstwertgefühl. Zu den körperlichen Eigenschaften zählen stabile Konstitution oder gute Abwehrkräfte. Soziale Bindungen, philosophische Überzeugungen oder materielle Ressourcen haben ebenfalls Einfluss auf die Schutzfaktoren.

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Schlüsselkonzept Kohärenzgefühl

Wenn Menschen auf der Grundlage vieler Widerstandsressourcen positive Lebenserfahrungen machen können, dann entwickeln sie eine Orientierung im Leben. Antonovsky spricht hier vom „Kohärenzgefühl“ und ist ein Schlüsselkonzept der Salutogenese. Das Kohärenzgefühl beschreibt die tiefe Überzeugung und Zuversicht von Menschen, dass ihr Leben im Prinzip verstehbar, sinnvoll und zu bewältigen ist. Als Grundlage des Kohärenzgefühls dienen drei Komponenten: das Gefühl der Verstehbarkeit, das Gefühl der Bewältigbarkeit und das Gefühl der Sinnhaftigkeit.

Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl sind besser in der Lage, Stressoren zu bewältigen und Schutzfaktoren auszuwählen oder darauf zurückzugreifen. Menschen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl haben es schwerer, Belastungen zu meistern und bewegen sich eher in eine negative Richtung.

Ausblick

Die Salutogenese stellt somit ein für die Theorie, Forschung und Praxis der Gesundheitsversorgung bedeutsames, innovatives und komplexes Konzept dar, das für die Gesundheit der Bevölkerung hohes Potenzial hat, das aber in ihrer wissenschaftlichen Entwicklung noch lange nicht ausgeschöpft ist. Die von der WHO 1986 formulierte Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung trägt wesentliche Merkmale der Salutogenese. Sie setzt auf die Förderung von Ressourcen, auf positive Gesundheitsziele und auf die Beteiligung und Befähigung der Menschen, um ihre Gesundheit zu stärken.

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