Long Covid: Symptome und Behandlung

Du hast es vielleicht selbst erlebt oder kennst jemanden, der nach einer Covid-19-Infektion nicht wirklich wieder richtig auf die Beine gekommen ist? Obwohl die akute Phase der Krankheit überstanden scheint, kämpfen viele Betroffene noch Wochen oder sogar Monate mit einer Reihe von Beschwerden. Dieses Phänomen nennt sich “Long Covid“ oder “Post-Covid-Syndrom” oder Post-Vac-Syndrom. Die Symptome sind vielfältig: Ob chronische Müdigkeit, Atembeschwerden, Konzentrationsstörungen oder Herzrasen – Long Covid kann sich auf nahezu alle Körperbereiche und auf die Psyche auswirken und den Alltag stark belasten. Doch warum dauert die Erholung bei manchen Menschen so lange? Was genau steckt hinter den Langzeitfolgen und wie können Betroffene schrittweise in ihr normales Leben zurückkehren?

In diesem Artikel nehmen wir die vielseitigen Symptome von Long Covid genauer unter die Lupe und schauen uns an, welche Möglichkeiten es gibt, den Genesungsprozess zu unterstützen.

Inhalte im Überblick

  1. Was genau ist Long Covid?
  2. Wie viele Menschen sind von Long Covid betroffen?
  3. Was sind die Symptome von Long Covid?
  4. Möglichkeiten der Behandlung von Long Covid
  5. Was schützt vor Long Covid?

Was genau ist Long Covid?

Long Covid beschreibt eine Vielzahl von Symptomen, die nach einer überstandenen COVID-19-Infektion (oder Impfung) über Wochen oder sogar Monate – manchmal sogar Jahre – hinaus bestehen bleiben. Diese anhaltenden Beschwerden treten sowohl nach schweren Verläufen als auch nach milden Infektionen auf und können Menschen unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen betreffen. Typisch für Long Covid ist, dass die Symptome oft wellenartig auftreten und sich phasenweise verschlimmern oder abklingen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Long Covid als das Fortbestehen oder Wiederauftreten von Symptomen mindestens drei Monate nach der akuten Phase der Infektion oder der Impfung. Dies kann sich sehr unterschiedlich äußern, wie zum Beispiel durch Erschöpfung (Fatigue), Atembeschwerden, Konzentrationsstörungen (oft als “Brain Fog“ bezeichnet), Schlafstörungen, Muskelschmerzen und psychische Beeinträchtigungen.

Der Verlauf und die Dauer von Long Covid können stark variieren. Das macht es auch so schwierig, eine allgemeingültige Prognose abzugeben. Manche Menschen erholen sich nach einigen Wochen, während andere über viele Monate oder noch länger beeinträchtigt sind.

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Ursachen für Long Covid

Die Ursachen für Long Covid sind nach wie vor noch nicht vollständig erforscht, aber es wird angenommen, dass anhaltende Entzündungen, eine gestörte Immunreaktion und Schäden an Organen eine Rolle spielen. Eine Hypothese ist, dass das Immunsystem nach der akuten Infektion überaktiv bleibt und dadurch Entzündungen im Körper verursacht. Eine andere Theorie besagt, dass das Virus in bestimmten Geweben “versteckt“ bleibt und dadurch langfristig Symptome auslöst. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Long Covid durch Schädigungen an Organen wie Lunge, Herz oder Gehirn verursacht werden könnte.

Wie viele Menschen sind von Long Covid betroffen?

Die Schätzungen zur Häufigkeit von Long Covid variieren je nach Quelle, Region, Erhebungsmethode und Bevölkerungsgruppe. Allgemein wird angenommen, dass 10 bis 30 Prozent der Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind, längerfristige Symptome entwickeln. Das Risiko für Long Covid kann dabei durch Faktoren wie die Schwere der ursprünglichen Infektion, das Alter und Vorerkrankungen beeinflusst werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen, die eine COVID-19-Infektion durchgemacht haben, Symptome von Long Covid entwickeln. Dies bedeutet, dass weltweit Millionen von Menschen betroffen sind, da bis Ende 2023 schätzungsweise mehr als 800 Millionen bestätigte COVID-19-Fälle verzeichnet wurden.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hingegen berichtet in seinen Veröffentlichungen, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Menschen, die eine COVID-19-Infektion durchgemacht haben, nach zwölf Wochen weiterhin Symptome aufweisen. Diese Zahlen basieren auf aktuellen Studien und Beobachtungsdaten aus Deutschland und Europa.

Was sind die Symptome von Long Covid?

Long Covid bringt eine Vielzahl von Symptomen mit sich, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Während einige Betroffene vor allem körperliche Beschwerden wie Erschöpfung und Atemnot verspüren, stehen bei anderen kognitive Einschränkungen oder psychische Belastungen im Vordergrund. Diese Vielfalt macht es besonders wichtig, einen genaueren Blick auf diese Symptome zu werfen – auch um besser zu verstehen, was im Körper vor sich geht und welche Wege es gibt, damit umzugehen.

Erschöpfung (Fatigue)

Fatigue ist eines der häufigsten Merkmale von Long Covid. Es beschreibt eine extreme Form von Erschöpfung, die weit über normale Müdigkeit hinausgeht. Betroffene fühlen sich dauerhaft kraftlos, selbst nach ausreichend Schlaf und Erholung. Diese tiefe Erschöpfung kann sowohl körperlich als auch mental sein und beeinflusst den Alltag erheblich. Besonders bei Long Covid tritt Fatigue häufig auf und kann durch einfache Aktivitäten wie Spazierengehen oder sogar geistige Anstrengungen wie Lesen ausgelöst oder verstärkt werden.

Anders als bei gewöhnlicher Müdigkeit bessert sich Fatigue nicht durch Ruhepausen, und sie kann über Wochen oder Monate bestehen bleiben. Die Ursachen sind komplex und können auf eine gestörte Immunreaktion, Entzündungen im Körper oder Funktionsstörungen des Nervensystems zurückzuführen sein. Fatigue schränkt nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit ein, sondern kann auch die Konzentration, Motivation und Lebensqualität stark beeinträchtigen.
Atembeschwerden

Viele Menschen mit Long Covid berichten auch von anhaltenden Atemproblemen, die sich in Kurzatmigkeit oder dem Gefühl äußern, nicht tief genug einatmen zu können. Atembeschwerden gehören mit zu den häufigsten Symptomen von Long Covid und beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen teilweise erheblich. Diese Beschwerden reichen von leichter Kurzatmigkeit bis hin zu ernsthaften Atemproblemen, die selbst bei geringer körperlicher Anstrengung auftreten. Auch nach einer milden COVID-19-Infektion kann es zu anhaltenden Problemen mit der Atmung kommen.

Die Ursachen für diese Atembeschwerden sind vielfältig. In einigen Fällen können anhaltende Entzündungen oder Gewebeschäden in der Lunge vorliegen. Auch Funktionsstörungen des Nervensystems, das die Atemmuskulatur steuert, sowie das Gefühl von Atemnot ohne nachweisbare physische Ursache werden mitunter beschrieben. Langzeitfolgen einer akuten Lungenentzündung, die in schweren Fällen von COVID-19 auftritt, spielen ebenfalls eine Rolle.

Neurologische Symptome: “Brain Fog” – Nebel im Kopf

“Brain Fog“ gehört auch zu den häufigsten neurologischen Symptomen von Long Covid und beschreibt einen Zustand geistiger Vernebelung oder Verlangsamung. Betroffene berichten über Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, klar zu denken oder Informationen zu verarbeiten. Dieser Zustand kann auch das Gedächtnis beeinträchtigen, das Lösen von Problemen erschweren und den Alltag erheblich belasten. Viele fühlen sich, als ob sie “neben sich stehen“. Sogar einfache geistige Aufgaben, die vorher mühelos erledigt wurden, werden plötzlich zur Herausforderung. Auch Kopfschmerzen, Schwindel und sensorische Veränderungen wie der Geruchs- und Geschmacksverlust können andauern.

Die genauen Ursachen von “Brain Fog“ bei Long Covid sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass eine Kombination aus entzündlichen Prozessen, Durchblutungsstörungen im Gehirn und einer gestörten Kommunikation zwischen Nervenzellen dafür verantwortlich ist. Auch die Auswirkungen des Virus auf das zentrale Nervensystem könnten eine Rolle spielen.

Herz-Kreislauf-Probleme

Herz-Kreislauf-Probleme können sich als weitere Langzeitfolge in vielfältiger Weise äußern. Viele Betroffene berichten von Herzrasen (Tachykardie), unregelmäßigem Herzschlag (Arrhythmien) oder einem Gefühl der Enge in der Brust. Auch Schwindel, niedriger Blutdruck und eine beeinträchtigte Belastungsfähigkeit sind häufige Beschwerden. Diese Symptome treten oft auch bei zuvor gesunden Menschen auf, die keine Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems hatten.
Die genauen Gründe für diese Herz-Kreislauf-Probleme bei Long Covid sind noch Gegenstand der aktuellen Forschung. Es wird jedoch angenommen, dass anhaltende Entzündungen, direkte Schädigungen des Herzmuskels durch das Virus oder Probleme mit dem autonomen Nervensystem (z. B. Posturales Tachykardiesyndrom, POTS) eine Rolle spielen. Diese Dysfunktion kann zu einer fehlerhaften Regulation von Herzfrequenz und Blutdruck führen.

Gelenk- und Muskelschmerzen

Gelenk- und Muskelschmerzen sind häufige Beschwerden bei Long Covid und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Die Schmerzen treten in unterschiedlichen Körperregionen auf – von den großen Gelenken wie Schultern und Knien bis hin zu kleineren Gelenken in Händen und Füßen. Sie können sich in Form von Muskelsteifheit, ziehenden oder brennenden Schmerzen sowie Gelenkschmerzen äußern, die insbesondere bei Bewegung oder nach Belastung auftreten. Viele berichten auch von wandernden Schmerzen, die sich von einem Bereich des Körpers zum anderen verlagern, sowie von einer erhöhten Empfindlichkeit der Muskeln. Diese Schmerzen können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und durch körperliche Anstrengung oder Stress verstärkt werden.

Wodurch diese Schmerzen bei Long Covid hervorgerufen werden, ist noch nicht vollständig geklärt. Die Entzündungen, die während der akuten COVID-19-Infektion auftreten, können auch nach der Infektion bestehen bleiben und zu anhaltenden Schmerzen führen. Ebenso könnten neurologische Störungen, wie sie bei Long Covid häufig vorkommen, eine Rolle spielen.

Psychische Auswirkungen

Der langwierige Krankheitsverlauf von Long Covid stellt eine große psychische Belastung dar, die wiederum eigene Symptome mit sich bringt. Anhaltende Angstzustände, Depressionen oder ein Gefühl der Hilflosigkeit können das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Auch der Umgang mit unvorhersehbaren und langanhaltenden körperlichen Symptomen führt oft zu einer emotionalen Erschöpfung und Stress. Zudem ist das ungewisse Gefühl, wann oder ob eine vollständige Genesung eintreten wird, eine zusätzliche psychische Belastung.

Viele Betroffene beschreiben auch eine zunehmende soziale Isolation, da sie aufgrund der Erschöpfung und anderer Symptome, zum Beispiel kognitiver Einschränkungen wie “Brain Fog“, viele Aktivitäten vermeiden müssen und so nicht mehr am normalen Leben teilnehmen können. Auch Schlafstörungen, die häufig mit Long Covid einhergehen, können das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen.

Möglichkeiten der Behandlung von Long Covid

Die Behandlung von Long Covid ist oft komplex und erfordert eine ganzheitliche Betreuung, da die Symptome sehr vielfältig und individuell ausgeprägt sind. Um den verschiedenen Beschwerden gerecht zu werden, ist eine enge Zusammenarbeit von Ärzt:innen und Therapeut:innen verschiedener medizinischer Fachbereiche nötig. Die Behandlung von Long Covid stellt daher eine große Herausforderung dar, da es keine einheitliche Therapie gibt, die für alle Betroffenen wirksam ist. Stattdessen konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung der Genesung.

Eine eindeutige Prognose für Long Covid gibt es bisher nicht, da die Forschung zu dieser noch neuen Erkrankung noch in vollem Gange ist: Einige Menschen erholen sich vollständig, während andere längerfristig mit den Beschwerden leben müssen. Viele Studien laufen, um die Ursachen besser zu verstehen und gezieltere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Symptommanagement und multidisziplinäre Betreuung

Der erste Schritt einer Therapie ist es, die komplexen körperlichen und psychischen Symptome zu erfassen, um sie dann gezielt behandeln zu können. Das Ziel des Symptommanagements ist es, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihnen dabei zu helfen, den Alltag trotz der andauernden Beschwerden besser zu bewältigen – dafür kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten im Rahmen einer multidisziplinären Behandlung in Betracht.

Eine multidisziplinäre Betreuung bedeutet, dass verschiedene Fachrichtungen gemeinsam an der Behandlung beteiligt sind, um den unterschiedlichen Symptomen gerecht zu werden. Ärzt:innen aus der Allgemeinmedizin, Kardiologie, Pulmologie oder Pneumologie, Neurologie und Psychologie arbeiten dabei eng mit Physiotherapeut:innen, Ernährungsberater:innen und anderen Fachkräften zusammen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine ganzheitliche Behandlung, die sich auf die unterschiedlichen körperlichen, geistigen und emotionalen Beschwerden der Patient:innen konzentriert.

  • Kardiolog:innen behandeln Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Herzrasen oder Bluthochdruck.
  • Pulmolog:innen / Pneumolog:innen kümmern sich um anhaltende Atembeschwerden und Lungenprobleme.
  • Neurolog:innen unterstützen bei kognitiven Einschränkungen wie “Brain Fog“ und anderen neurologischen Symptomen.
  • Psycholog:innen oder Psychotherapeut:innen helfen bei der Bewältigung von Ängsten, Depressionen und anderen psychischen Belastungen. Physiotherapeut:innen arbeiten daran, die körperliche Leistungsfähigkeit und Mobilität schrittweise wiederherzustellen.
  • Ernährungsberater:innen geben Empfehlungen für eine entzündungshemmende und nährstoffreiche Ernährung, die den Heilungsprozess unterstützt.

Fatigue bewältigen

Um mit Fatigue, der anhaltenden und überwältigenden Erschöpfung umzugehen, kann es hilfreich sein, den Alltag zu strukturieren und anstrengende Tätigkeiten in kleinere, gut planbare Schritte aufzuteilen. Pausen und Erholungszeiten sollten bewusst eingeplant werden, um Überanstrengung und Erschöpfungszustände zu vermeiden und den Körper zu entlasten. Die eigene Energie gezielt und kontrolliert einzusetzen, Aktivität und Ruhe ins Gleichgewicht zu bringen, wird auch als “Pacing” bezeichnet. Dafür ist es wichtig, ein Gefühl zu entwickeln, wann der Körper eine Pause braucht, und darauf zu achten, nicht über die eigenen Grenzen hinauszugehen. Physio- und Ergotherapie können dabei helfen, den Umgang mit dieser Herausforderung zu verbessern. Weitere Möglichkeiten der Behandlung von Fatigue sind:

  • Planung des Alltags: Eine klare Tagesstruktur kann helfen, die vorhandene Energie sinnvoll zu nutzen. Priorisiere wichtige Aufgaben und verteile Aktivitäten über den Tag hinweg, sodass genug Zeit für Erholung bleibt.
  • Sanfte Bewegung: Obwohl Erschöpfung oft das Bedürfnis nach völliger Ruhe mit sich bringt, können leichte, sanfte Bewegungen wie Spaziergänge oder spezielle Atemübungen langfristig zur Verbesserung der körperlichen Fitness beitragen und Fatigue lindern.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann dazu beitragen, die Energiereserven des Körpers zu unterstützen. Nahrungsmittel, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien sind, fördern den Heilungsprozess und geben dem Körper wichtige Nährstoffe, die er zur Regeneration benötigt. Besonders entzündungshemmende Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse, Nüsse und gesunde Fette können hilfreich sein.
  • Schlafhygiene verbessern: Schlafstörungen verstärken oft das Gefühl der Erschöpfung. Eine gute Schlafhygiene, also eine feste Schlafroutine, das Vermeiden von Bildschirmnutzung vor dem Zubettgehen und Entspannungstechniken, wie Meditation oder Atemübungen, können helfen, den Schlaf zu verbessern und so die Erholung zu fördern.
  • Psychische Unterstützung: Fatigue und die damit einhergehenden Einschränkungen im Alltag können zu Frustration, Stress und sogar Depressionen führen. Psychologische Unterstützung, wie Gesprächstherapien oder Achtsamkeitsübungen, kann helfen, den Umgang mit diesen psychischen Belastungen zu erleichtern und die mentale Widerstandskraft zu stärken.
  • Akzeptanz und Geduld: Es ist wichtig, Geduld mit sich selbst zu haben und zu akzeptieren, dass die Genesung Zeit braucht. Das Setzen realistischer Erwartungen und das Erkennen kleiner Fortschritte können helfen, die psychische Belastung zu verringern.

Psychische Unterstützung

Die psychische Unterstützung bei Long Covid ist genauso wichtig wie die Behandlung der körperlichen Symptome. Die oft langwierige Genesung kann zu emotionalem Stress, Angstzuständen, Depressionen und sogar zu sozialer Isolation führen. Durch eine Kombination aus Psychotherapie, Achtsamkeit, sozialem Austausch und professioneller Begleitung können Betroffene Wege finden, mit emotionalen Problemen umzugehen und sich langsam auf den Weg der Genesung zu begeben. Eine gezielte psychische Unterstützung ist daher ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bei Long Covid.

  • Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Eine der effektivsten Methoden zur Bewältigung der psychischen Belastungen bei Long Covid ist die Psychotherapie. Besonders die KVT hat sich als hilfreich erwiesen, um mit den emotionalen Folgen der Erkrankung umzugehen. Sie hilft Betroffenen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern, um so den psychischen Druck zu reduzieren und ein besseres Bewältigungsgefühl zu entwickeln. Eine Psychotherapie kann auch bei der Verarbeitung von Ängsten und Sorgen über die eigene Gesundheit unterstützen.
  • Achtsamkeit und Meditation: Achtsamkeitsübungen und Meditation können helfen, mit der emotionalen Belastung und dem Stress, den Long Covid mit sich bringt, besser umzugehen. Ein Achtsamkeitstraining zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit bewusst auf den gegenwärtigen Moment zu richten und innere Anspannung loszulassen. Dies kann helfen, das Grübeln und Angstzustände zu verringern und eine innere Balance zu finden, auch wenn die körperlichen Symptome schwer zu bewältigen sind.
  • Selbsthilfegruppen und sozialer Austausch: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann eine wertvolle Unterstützung sein. Das Teilen von Erfahrungen, Tipps und Bewältigungsstrategien hilft nicht nur dabei, sich weniger isoliert zu fühlen, sondern fördert auch das Verständnis für die eigene Situation. Zu wissen, dass andere ähnliche Herausforderungen durchleben, kann Trost spenden und Mut machen.
  • Entspannungsmethoden: Die Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training oder Atemübungen können dazu beitragen, den Stresspegel zu senken. Regelmäßige Entspannungsübungen unterstützen das Nervensystem dabei, zur Ruhe zu kommen und bieten eine Möglichkeit, sich trotz der anhaltenden körperlichen Symptome zu entspannen.
  • Angemessene Schlafhygiene: Psychische Belastungen und Schlafstörungen gehen oft Hand in Hand. Eine verbesserte Schlafhygiene – durch feste Schlafenszeiten, das Vermeiden von Bildschirmnutzung vor dem Schlafengehen und beruhigende Rituale können helfen, den Schlaf zu verbessern und so das emotionale Wohlbefinden zu stärken. Guter Schlaf ist für die geistige und körperliche Erholung essenziell.
  • Anpassung der Erwartungen: Der Umgang mit Long Covid erfordert oft eine Neuausrichtung der eigenen Erwartungen. Geduld mit sich selbst und das Setzen realistischer, kleiner Ziele sind entscheidend, um die emotionale Belastung zu reduzieren.
  • Professionelle Unterstützung bei Angst und Depression: Bei anhaltenden psychischen Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen kann eine professionelle Behandlung mit Medikamenten in Betracht gezogen werden. Antidepressiva oder angstlösende Medikamente können in Absprache mit einem/einer Ärzt:in eingesetzt werden, um schwere psychische Symptome zu lindern und so den Umgang mit Long Covid zu erleichtern.
  • Soziale Unterstützung durch Familie und Freunde: Das Einbeziehen von Familie und Freunden kann eine enorme emotionale Unterstützung sein. Ein offenes Gespräch über die eigenen Gefühle, Ängste und Bedürfnisse hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Auch der Versuch, soziale Kontakte trotz der Belastung zu pflegen, kann das Gefühl der Isolation lindern.

Ernährung bei Long Covid

Eine gezielte Ernährung bei Long Covid kann dazu beitragen, den Körper bei der Regeneration zu unterstützen, Entzündungen zu lindern, das Immunsystem zu stärken und Energie zu gewinnen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, gesunden Fetten, Proteinen und ausreichend Flüssigkeit sind dabei entscheidend. Besonders wichtig ist es, auf die individuellen Bedürfnisse des Körpers zu hören und sich bei Bedarf von Ernährungsberater:innen oder Ärzt:innen beraten zu lassen.

Entzündungshemmende Ernährung bei Long Covid

Da Long Covid mit anhaltenden Entzündungen im Körper einhergeht, ist eine Ernährung, die entzündungshemmend wirkt, besonders hilfreich. Lebensmittel, die reich an Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren und Polyphenolen sind, können dazu beitragen, entzündliche Prozesse zu reduzieren. Dazu gehören:

  • Frisches Obst und Gemüse wie Beeren, Zitrusfrüchte, Blattgemüse (Spinat, Grünkohl) und Brokkoli
  • Gesunde Fette wie Olivenöl und Fette aus Avocado, Nüssen und Samen
  • Fettreicher Fisch (Lachs, Makrele und Sardinen), der reich an Omega-3-Fettsäuren ist
  • Vollkornprodukte wie Hafer, Quinoa und brauner Reis
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Kichererbsen

Diese Lebensmittel helfen nicht nur bei der Entzündungshemmung, sondern liefern auch wichtige Vitamine und Mineralstoffe, die den Körper insgesamt stärken.

Proteinreiche Ernährung bei Long Covid

Viele Menschen mit Long Covid leiden unter Muskelschwäche und Erschöpfung. Dann ist eine ausreichende Versorgung mit Proteinen besonders wichtig, um die Muskelregeneration zu fördern und das Immunsystem zu unterstützen. Gute Proteinquellen sind:

  • Pflanzliche Proteine wie Tofu, Tempeh und Hülsenfrüchte
  • Eier und fettarme Milchprodukte wie Joghurt und Hüttenkäse
  • Mageres Fleisch wie Huhn und Pute
  • Fisch und Meeresfrüchte

Eine regelmäßige Proteinaufnahme kann helfen, den Muskelabbau zu verhindern und die körperliche Erholung zu unterstützen.

Vitamine und Mineralstoffe bei Long Covid

Bestimmte Vitamine und Mineralstoffe spielen eine Schlüsselrolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Verbesserung der Energielevels:

  • Vitamin D: Es hilft, das Immunsystem zu regulieren und kann bei der Bekämpfung von Entzündungen unterstützen. Besonders im Winter oder bei eingeschränkter Sonneneinstrahlung kann eine Supplementierung mit Vitamin D sinnvoll sein.
  • Vitamin C: Ein starkes Antioxidans, das die Funktion des Immunsystems unterstützt und dabei hilft, vor oxidativem Stress zu schützen. Es ist z. B. in Zitrusfrüchten, Paprika und Beeren enthalten.
  • Zink: Unterstützt ebenfalls die Funktion unseres Immunsystems und trägt zur normalen Wundheilung bei. Gute Quellen sind z. B. Nüsse, Samen und Vollkornprodukte.
  • Magnesium: Hilft bei der Entspannung von Muskeln und bei der Bekämpfung von Müdigkeit. Es kommt z. B. in grünem Blattgemüse, Nüssen und Samen vor.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Hydration) ist elementar wichtig, um Müdigkeit vorzubeugen und den Körper bei der Heilung zu unterstützen. Wasser, Kräutertees und frisches Obst, das reich an Wasser ist (z. B. Gurken und Wassermelonen), sollten regelmäßig getrunken bzw. gegessen werden. Eine gute Flüssigkeitszufuhr hilft auch, den Stoffwechsel in Schwung zu halten und den Kreislauf zu stabilisieren.

Probiotika und Präbiotika

Der Darm spielt eine Schlüsselrolle im Immunsystem, denn etwa 70 Prozent der Immunzellen stecken im Darm. Die Unterstützung der Darmgesundheit kann hilfreich sein, um das Immunsystem zu stärken. Probiotische Lebensmittel, wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut oder Kimchi, liefern gesunde Bakterien, die die Darmflora unterstützen. Präbiotische Lebensmittel (Ballaststoffe), wie Hafer, Knoblauch, Zwiebeln und Bananen fördern das Wachstum dieser gesunden Bakterien. Eine gut funktionierende Darmflora kann zudem entzündungshemmend wirken und zu einer besseren allgemeinen Gesundheit beitragen.

Vermeidung von verarbeiteten Lebensmitteln

Verarbeitete Lebensmittel, die reich an Zucker, gesättigten Fetten und künstlichen Zusatzstoffen sind, können Entzündungen verstärken und sollten bei Long Covid möglichst vermieden werden. Dazu gehören:

  • Zuckerhaltige Getränke und Snacks
  • Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel
  • Frittierte und fettreiche Speisen

Diese Lebensmittel liefern wenig Nährstoffe und können das Energielevel weiter senken, was besonders bei Long Covid kontraproduktiv ist.

Kleine, häufige Mahlzeiten

Viele Menschen mit Long Covid leiden unter Erschöpfung und haben Schwierigkeiten, große Mahlzeiten zu sich zu nehmen. In solchen Fällen können kleine, nährstoffreiche Mahlzeiten über den Tag verteilt helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und das Energieniveau zu unterstützen, ohne den Körper zu überfordern.

Medikamentöse Behandlung bei Long Covid

In einigen Fällen können Medikamente notwendig sein, um bestimmte Symptome zu lindern. Eine medikamentöse Behandlung von Long Covid ist sehr individuell, da die Symptome von Person zu Person stark variieren. Eine enge Zusammenarbeit mit Ärzt:innen ist daher unerlässlich, um die richtige Kombination von Medikamenten zu finden, die die spezifischen Beschwerden lindern. Es ist zudem wichtig, mögliche Nebenwirkungen zu beachten und die medikamentöse Behandlung regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

  • Entzündungshemmende Medikamente: Einige Long Covid-Symptome stehen in Zusammenhang mit anhaltenden Entzündungen im Körper. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen können entzündliche Prozesse lindern und helfen, Muskelschmerzen oder Gelenkschmerzen zu reduzieren.
  • Kortikosteroide: In schwereren Fällen, insbesondere wenn die Lunge oder andere Organe betroffen sind, können Kortikosteroide verabreicht werden. Diese Medikamente wirken stark entzündungshemmend und können bei anhaltenden Atemproblemen oder schweren Entzündungen in den Atemwegen helfen. Ihre Anwendung erfolgt unter strenger ärztlicher Kontrolle, da sie langfristig Nebenwirkungen haben können.
  • Antidepressiva: Bei psychischen Beschwerden wie Depressionen, Angstzuständen oder Schlafstörungen, die im Zusammenhang mit Long Covid auftreten, können Antidepressiva wie SSRIs (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) verschrieben werden. Diese helfen, das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen und depressive Verstimmungen zu lindern. Auch die Schlafqualität kann sich durch eine Stabilisierung der Stimmung verbessern.
  • Medikamente gegen Schlafstörungen: Schlafprobleme sind häufig bei Long Covid und können die Erschöpfung (Fatigue) weiter verschärfen. Bei chronischen Schlafstörungen können kurzfristig Schlafmittel oder Melatonin in Erwägung gezogen werden, um den Schlafrhythmus zu regulieren und eine bessere Erholung zu ermöglichen. Auch pflanzliche Präparate wie Baldrian oder Passionsblume werden manchmal verwendet, um den Schlaf zu fördern.
  • Medikamente zur Regulation des Kreislaufs: Long Covid kann das autonome Nervensystem beeinflussen, was zu Herz-Kreislauf-Problemen wie Herzrasen oder Schwindel führt. In diesen Fällen können Betablocker verschrieben werden, die helfen, die Herzfrequenz zu senken und Herzklopfen zu reduzieren.
  • Neuropathische Schmerzmittel: Wenn Long Covid mit neurologischen Symptomen wie Nerven- oder Kopfschmerzen einhergeht, können Medikamente gegen neuropathische Schmerzen wie Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt werden. Diese Medikamente zielen darauf ab, die Übertragung von Schmerzsignalen im Nervensystem zu hemmen.
  • Inhalative Medikamente bei Atembeschwerden: Atembeschwerden, die auf Long Covid zurückzuführen sind, können durch inhalative Medikamente wie Bronchodilatatoren oder Kortikosteroide gelindert werden. Diese helfen, die Atemwege zu erweitern und Entzündungen zu verringern, was die Atmung erleichtert.
  • Blutverdünner: Da COVID-19 mit einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel in Verbindung gebracht wird, erhalten manche Long Covid-Patient:innen mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen Blutverdünner (Antikoagulantien). Diese verhindern die Bildung von Blutgerinnseln, die zu schwerwiegenden Komplikationen wie Lungenembolien führen können.
  • Immunmodulatoren: Bei Patient:innen, deren Immunsystem durch Long Covid fehlreguliert ist, werden in einigen Fällen Immunmodulatoren oder Medikamente wie Antihistaminika eingesetzt, um das Immunsystem zu stabilisieren.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Einige Long Covid-Betroffene nehmen Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin D, Vitamin C, Zink oder Magnesium zur Unterstützung des Immunsystems und der körperlichen Regeneration ein. Diese werden oft ergänzend verwendet, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu stärken und Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Was schützt vor Long Covid?

Der beste Schutz vor Long Covid beginnt mit der Vermeidung einer COVID-19-Infektion.
Die drei wichtigsten Schutzmaßnahmen umfassen:

  • Impfung: Eine vollständige COVID-19-Impfung reduziert nachweislich das Risiko einer schweren Infektion und damit auch die Wahrscheinlichkeit, Long Covid zu entwickeln, kann aber auch der Auslöser gewesen sein.
  • Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, das Tragen von Masken in Innenräumen und Menschenansammlungen sowie das Einhalten von Abstandsregeln bleiben weiterhin entscheidend, um eine Ansteckung zu verhindern.
  • Stärkung des Immunsystems: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und die Vermeidung von Stress fördern die Immunabwehr und können die Folgen einer Infektion mildern.
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