Body-Round-Index (BRI): neue Formel für die Klassifizierung des Gewichts
Löst der Body-Round-Index (BRI) den Body-Mass-Index (BMI) ab? Jahrzehntelang diente der BMI als Maß aller Dinge, um das Gewicht eines Menschen zu klassifizieren: also ob jemand als unter-, normal- oder übergewichtig gilt. Doch schon lange mehrt sich die Kritik, dass der BMI allein nicht ausreicht, um eine Aussage über den Gesundheitszustand eines Menschen zu treffen. Vor allem, weil er nicht zwischen Körperfettanteil und Muskelmasse unterscheidet. Die Fettverteilung im Körper spielt jedoch eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit – besonders das Bauchfett (intraabdominale Fett oder Viszeralfett) im Bauchraum gilt als gefährlich.
BMI vs. BRI – was muß ich wissen?
Hier setzt der Body-Round-Index (BRI) an, der den Taillenumfang in die Berechnung einbezieht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Body-Round-Index (BRI), wie man den BRI berechnet und welche Vorteile er gegenüber dem BMI bietet.
Inhalte im Überblick
- Warum steht der Body-Mass-Index (BMI) in der Kritik?
- Was ist der Body-Round-Index (BRI)?
- Den Taillenumfang richtig messen
- Wie wird der Body-Round-Index (BRI) berechnet?
- Was sagen die BRI-Werte über die Gesundheit aus?
- Warum ist Bauchfett so gefährlich?
- Alternative zum BRI: Bauchumfang und WHtR messen
- Messung mit der Körperfettwaage
- Warum wir Fett im Körper brauchen
- Gesunde Fette in der Nahrung bevorzugen
Warum steht der Body-Mass-Index (BMI) in der Kritik?
Der BMI, auch Körpermasse-Index oder Körpermasse-Zahl genannt, ist eine Messgröße für die Bewertung des Körpergewichts eines Menschen. Er setzt das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße. Um den BMI zu bestimmen, wird das Gewicht in Kilogramm durch die Größe in Meter zum Quadrat geteilt.
Zwei Beispiele für die Berechnung vom Body-Mass-Index (BMI) für Frauen (Alter: 40 Jahre):
- 75 kg : (1,58 m x 1,58 m) = BMI 30
- 75 kg : (1,70 m x 1,70 m) = BMI 26
Ernährungsmediziner sprechen ab einem BMI von 25 von Übergewicht. Die abschließende Beurteilung S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas empfiehlt, ab einem BMI-Wert von 25 den Taillenumfang zu messen. Ab einem BMI von 30 liegt eine Adipositas (Fettleibigkeit) vor. Für die Beurteilung fließen als zusätzliche Faktoren Alter und Geschlecht ein. Männer haben oft einen höheren Anteil an Muskelmasse, weshalb ihr BMI etwas höher liegt als bei Frauen. Eins ist jedoch bei beiden Geschlechtern gleich: Zwischen dem zwanzigsten und siebzigsten Lebensjahr steigt der BMI pro Jahrzehnt um etwa 1.
Zusätzlich zum Körpergewicht und zur Körpergröße wird zu Beginn einer Therapie empfohlen, den Taillenumfang („waist circumference“) und gegebenenfalls den Hüftumfang („hip circumference) sowie die abgeleiteten Größen „Waist-to Hip ratio“ (WHR) bzw. „Waist-to-Height ratio“ (WHtR) zu bestimmen.
Das Verhältnis von Fett zu Muskelmasse
Der BMI kann jedoch nur als grobes Orientierungsmaß gelten, da er keine Aussage trifft, ob der Wert durch Muskelmasse hervorgerufen wird oder durch das Körperfett – ein Boxer wäre folglich nach dem BMI übergewichtig. Daher setzt sich eine internationale Kommission von Wissenschaftler:innen dafür ein, die Leitlinie für Adipositas zu überarbeiten. Den neuen Ansatz hat das Gremium im renommierten Fachblatt ”The Lancet Diabetes & Endocrinology” vorgestellt. Neben dem BMI sollen künftig für die Bestimmung auch Daten zur Bestimmung des Körperfetts herangezogen werden: etwa vom Taillenumfang oder als direkte Fettmessung. Auch der kürzlich entwickelte Body-Round-Index (BRI) gehört zu den geeigneten Messformeln, die helfen können, das Körperfett genauer zu bestimmen und die gesundheitlichen Risiken des eigenen Körpergewichts, zum Beispiel das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes oder auch Herzinfarkt, besser einzuschätzen.
Was ist der Body-Round-Index (BRI)?
Der Body-Round-Index (BRI) ist eine alternative Berechnung, die die Körpergröße mit dem Taillenumfang ins Verhältnis setzt. Die amerikanische Mathematikerin Diana Thomas hat die Formel zur Körperrundheit schon 2013 im Rahmen einer Studie entwickelt. Mittlerweile bestätigen weitere Studien ihren Nutzen. Die Formel hilft vor allem, Menschen mit Bauchfett genauer zu erkennen, bei denen sich das sogenannte viszerale Fett um die inneren Organe wie Darm oder Leber einlagert. Für die Berechnung des BRI (übersetzt so viel wie „Rundlichkeits-Index“) spielt das Gewicht keine Rolle, sondern die Körpergröße und der Taillenumfang werden in Relation gesetzt.
Den Taillenumfang richtig messen
Erstmal brauchst Du ein Maßband. Wenn Du einen regelmäßigen Menstruationszyklus hast, misst Du am besten in der ersten Zyklushälfte. Zum Ende der zweiten Zyklushälfte kann sich im Körper und auch in der Bauchregion Wasser einlagern, sodass die Messung verfälscht werden könnte. Stell Dich locker hin und lege das Maßband um Deine Taille an der schmalsten Stelle zwischen den Rippen und den Hüften. Meistens liegt die schmalste Stelle etwas oberhalb des Bauchnabels. Das Maßband sollte eng anliegen, aber nicht einschnüren. Am besten misst Du zwischen den Atemzügen. Nun brauchst Du noch Deine Körpergröße und dann kannst Du Deinen BRI-Wert berechnen.
Wie wird der Body-Round-Index (BRI) berechnet?
Die Berechnung des BRI ist leider nicht so einfach wie der BMI zu ermitteln, ohne Taschenrechner schaffen das wohl nur Mathe-Profis. Die Formel lautet: 364,2 − 365,5 × √(1 − [Bauchumfang in Zentimetern / 2π]² / [0,5 × Körpergröße in Zentimetern]²). Einfacher ist es, die Daten in einen der zahlreichen Online-BRI-Rechner einzugeben und sich den Wert ausrechnen zu lassen. Der BRI-Wert liefert eine Einschätzung der eigenen Körperform.
Was sagen die BRI-Werte über die Gesundheit aus?
Die Durchschnittswerte variieren je nach Alter und Geschlecht, bieten aber eine Orientierung, um den BRI-Wert einzuordnen. Für den BRI gelten diese Grenzen:
- BRI unter 3,41: sehr schlanker Körper
- BRI bis 4,45: schlanke bis durchschnittliche Körperform
- BRI bis 5,46: durchschnittliche Körperform, leicht erhöhter viszeraler Fettanteil
- BRI bis 6,91: überdurchschnittlich runde Körperform, hoher Anteil an Bauchfett
- BRI ab 6,91: ausgeprägte Körperrundheit, sehr viel viszerales Fett
Grob gesagt: Je höher der BRI-Wert, desto größer ist die Gefahr für das Entstehen von Herz-Kreislauferkrankungen. Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass hohe BRI-Werte mit einem erhöhten Sterberisiko einhergehen.
Warum ist Bauchfett so gefährlich?
Das Bauchfett ist ungesund, weil es biologisch besonders aktiv ist. Es gilt mittlerweile sogar selbst als Organ: als endokrines Organ. Die Fettzellen im Bauch geben Hormone und Botenstoffe ab, die sich über den Blutstrom im gesamten Organismus verteilen. Dort lösen sie Entzündungen aus und können den Stoffwechsel stören. Bauchfett produziert auch bestimmte Nahrungsfette (Triglyceride), die zu erhöhten Blutfettwerten führen und sich negativ auf den Zuckerstoffwechsel auswirken. Diese Krankheiten können durch Bauchfett ausgelöst werden:
- Herz- und Kreislauf-Erkrankungen: Herzinfarkt, Schlaganfall
- Bluthochdruck
- Arteriosklerose (Gefäßverengung)
- Diabetes mellitus
- Krebs
- Muskelschmerzen
- Gelenkverschleiß
- Gicht
- Fettstoffwechselstörungen
- Depressionen
- Fettleber
Alternative zum BRI: Bauchumfang und WHtR messen
Eine ganz einfache Messmethode, um problematische Polster rund um den Bauch zu identifizieren, ist die Messung des Bauchumfangs. Teure Geräte sind nicht nötig, Du benötigst lediglich wie bei der Bestimmung Deines BRI-Wertes ein Maßband. Lege das Maßband in Höhe Deines Bauchnabels an und miss in der Atempause. Das Band sollte eng anliegen, aber nicht einschnüren. Für Frauen gilt auch hier: Sie sollten in der ersten Zyklushälfte messen.
Als Faustregel gilt: Je höher der Bauchumfang, desto wahrscheinlicher wurden viszerale Fettmassen gespeichert. Bei Frauen liegt der Wert für einen erhöhten Bauchumfang über 80 Zentimeter, bei Männern über 94 Zentimeter. Hier ist bereits das Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislaufkrankheiten und die Entwicklung von Diabetes Typ 2 erhöht. Haben Frauen einen Bauchumfang über 88 Zentimeter und Männer über 104 Zentimeter, ist das Risiko sogar deutlich erhöht.
Messung des Taillen-Höhen-Verhältnis (WHtR)
Das Taillen-Höhen-Verhältnis (WHtR) zeigt, ob sich zu viel Fett an Deinem Bauch angesammelt hat und ob ein erhöhtes kardiometabolisches Risiko, also für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten, besteht. Bei der Bestimmung des Taillen-Höhen-Verhältnisses misst Du im ersten Schritt Deinen Taillenumfang (engl.: waist) – etwa auf der Höhe des Bauchnabels – und Deine Körpergröße (engl.: height). Im zweiten Schritt teilst Du dann den Wert der Taille durch Deine Körpergröße:
- WHtR = Bauchumfang in cm / Körpergröße in cm
Das Ergebnis zeigt, ob Dein Bauchumfang im gesunden Bereich liegt. Im Gegensatz zum BMI berücksichtigt der WHtR nur das gesundheitsschädliche Bauchfett und nicht das gesamte Körperfett und die Muskelmasse. Je nach Lebensalter sind folgende Werte kritisch:
- 40-Jährige: Der Grenzwert liegt bei über 0,5.
- 40-50-Jährige: Der Grenzwert von 0,5 verschiebt sich um 0,01 pro Lebensjahr nach oben.
- 50-Jährige: Der Wert von 0,6 sollte nicht überschritten werden.
Es ist auch ein bisschen genetisch bedingt, wo wir das Fett im Körper speichern. Der Apfeltyp neigt zu mehr Fett im Bauchbereich, während der Birnentyp eher Fett im Bereich der Beine und des Pos eingelagert. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Frauen zählen eher zum Birnentyp, Männer zum Apfeltyp. Nach der Menopause ändert sich das allerdings. Die Fettverteilung bei Frauen wandelt sich durch die veränderte Hormonproduktion: Viele Frauen setzen ein Bäuchlein an und nähern sich der ”männlichen” Apfelform an.
Messung mit der Körperfettwaage
Wenn Du einschätzen möchtest, wie hoch Dein Körperfettanteil insgesamt ist, kannst Du Dich auf eine Körperfettwaage stellen. Sie sieht aus wie eine gewöhnliche Waage, hat allerdings Elektroden an den Stellen, auf die Du Deine Füße stellst. Das Prinzip: Die Waage leitet Strommengen durch den Körper, sie sind allerdings so minimal eingestellt, dass Du davon nichts spürst. Weil Fett den Strom schlechter leitet als etwa Muskeln, kann das Gerät die unterschiedlichen Widerstände feststellen und so den ungefähren Körperfettanteil ermitteln. Die Geräte sind zwar nicht hundertprozentig genau, können aber eine grobe Einschätzung liefern. Faustregel: Frauen sollten einen Körperfettanteil von etwa 21 bis 30 Prozent haben, Männer von 8 bis 24 Prozent.
Warum wir Fett im Körper brauchen
Fett im Körper per se ist nicht schädlich. Im Gegenteil. Unser Organismus braucht Fett, um reibungslos zu funktionieren. Den größten Teil des Fettgewebes macht das Unterhautfettgewebe (subkutanes Fettgewebe) aus. Es liegt direkt unter der Haut und schützt vor Temperaturschwankungen, Verletzungen und dient als Polster: etwa für den Po. Ohne die Polsterung könnten wir nicht ohne Schmerzen sitzen. Auch für unser Nervenkostüm brauchen wir Fett. So werden die meisten Nervenfasern von einer fetthaltigen Schicht geschützt: dem Myelin oder der Myelinschicht. Sogar die Membranen unserer Körperzellen bestehen aus unzähligen Fettzellen- und Verbindungen. Bei einem Normalgewicht ist das viszerale Fettgewebe in der Bauchhöhle ebenfalls nicht gesundheitsschädlich. Nur wenn die Fettansammlung das gesunde Maß übersteigt, beginnt es entzündungsfördernde Botenstoffe zu produzieren.
Gesunde Fette in der Nahrung bevorzugen
Gesund sind einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, z. B. aus Olivenöl und fettreichen Fischen. Besonders wertvoll sind Omega-3-Fettsäuren. Sie wirken sich günstig auf das Immunsystem aus, schützen unseren Körper vor Entzündungen und die Gefäße vor Verkalkung. Leinöl, Walnussöl, Weizenkeim- und Hanföl liefern gute Omega-3-Fettsäuren. Unter den Nüssen besitzen Walnüsse die meisten Omega-3-Fettsäuren.
Ungesund sind Transfette aus industrieller Herstellung. Die Alarmglocken sollten läuten, wenn auf der Margarinepackung oder der Chipstüte ”gehärtetes Fett” steht. Dann sind Transfette drin. Sie werden für die Entstehung von Herz- und Kreislaufkrankheiten verantwortlich gemacht. Natürliche Transfette aus Butter gelten hingegen – in Maßen – als unbedenklich.
Gut zu wissen: Vor allem eine zu hohe Aufnahme an schnell ins Blut gehenden Kohlenhydraten (Einfachzucker) fördert die Entstehung von Bauchfett.