Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Symptome, Diagnose und Behandlung

Sie versteckt sich hinter unspezifischen Symptomen und klassischen Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und einem aufgeblähten Bauch: Eine Glutenunverträglichkeit – in der Medizin auch als Zöliakie bezeichnet – ist keine Allergie, sondern gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Verzehren Betroffene kleinste Mengen Gluten in Brot, Gebäck oder Pasta, löst dies Prozesse im Körper aus, die chronische Entzündungen im Darm bzw. in der Dünndarmschleimhaut verursachen. Dadurch werden dann die typischen Magen-Darm-Beschwerden hervorgerufen. Die Zöliakie besteht ein Leben lang, Du kannst aber mit einer Unverträglichkeit gegen Gluten gut leben, wenn Du auf gewisse Dinge bezüglich Deiner Ernährung und Lebensweise achtest.

Hier bekommst Du alle wissenswerten Informationen zum Thema Glutenunverträglichkeit. Was sich hinter der Autoimmunerkrankung verbirgt, wie sie sich auf vielfältige Weise zeigen kann, wie eine Behandlung und Ernährung aussieht und viele weitere wertvolle Tipps für den Alltag.

Inhalte im Überblick

  1. Was ist eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)?
  2. Symptome einer Glutenunverträglichkeit
  3. Ursachen und Auslöser
  4. Diagnose einer Glutenunverträglichkeit
  5. Behandlung einer Glutenunverträglichkeit
  6. Behandlung: Begleitsymptome
  7. Nachteile einer glutenfreien Kost
  8. Tipps für den Alltag

Was ist eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)?

Bei einer Glutenunverträglichkeit kommt es beim Verzehr von bestimmten Getreidesorten, die Klebereiweiß – auch als Gluten bezeichnet – enthalten, zu einer chronischen Entzündung im Dünndarm mit entzündlichen Veränderungen der Dünndarmschleimhaut sowie zu einer Abnahme von Darmzotten. Aufgrund einer genetischen Überempfindlichkeit auf Gluten entstehen sogenannte autoimmunologische Prozesse im Körper, die insbesondere den Dünndarm betreffen.

Bei Autoimmunerkrankungen liegt eine Fehlsteuerung des Immunsystems vor. Das körpereigene Abwehrsystem attackiert gesunde Körperzellen und schädigt sie. Im Falle einer Zöliakie reagieren die Abwehrzellen auf Gluten so, als würden Krankheitserreger in den Körper eindringen. Der feine Unterschied: Gluten ist ein harmloses, ungefährliches Klebereiweiß (Protein), das in vielen Lebensmitteln steckt. Dieser Prozess ähnelt einer Allergie vom Sofort-Typ. Eine Glutenunverträglichkeit wird aber den Autoimmunerkrankungen zugeordnet.

Autoimmunerkrankung stört wichtige Funktionen des Dünndarms

Die autoimmunologischen Prozesse beeinträchtigen wichtige Funktionen der Dünndarmschleimhaut und der Dünndarmzotten. Ein gesunder Dünndarm spaltet zunächst Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette aus der Nahrung in kleine Moleküle auf und resorbiert die Bestandteile durch die Darmschleimhäute ins Blut. Die Dünndarmzotten (viele Millionen winzige, fingerförmige Ausstülpungen) vergrößern die Dünndarmschleimhaut und sind reichlich mit Blut- und Lymphgefäßen versorgt. Sie dienen damit der Resorption von wertvollen Nährstoffen (z. B. Vitaminen und Mineralstoffen) aus dem Nahrungsbrei.

Bleibt eine Glutenunverträglichkeit unentdeckt und unbehandelt, führen dauerhafte, autoimmunbedingte Darmentzündungen zu einem Abbau und zu einer Zerstörung der Zotten. Dadurch können die Nährstoffe aus der Nahrung nicht vernünftig verwertet werden. Die Folge sind dann Verdauungsbeschwerden und eine Unterversorgung der wichtigen Nährstoffe. Das kann sich wiederum auf den gesamten Organismus auswirken und viele weitere Beschwerden nach sich ziehen. Daher sprechen Mediziner:innen bei der Glutenunverträglichkeit auch von einer systemischen Erkrankung.

Vielseitige Symptome einer Glutenunverträglichkeit

Die Glutenunverträglichkeit versteckt sich hinter vielen, eher unspezifischen Symptomen. Zehn bis 20 Prozent der Menschen mit Zöliakie zeigen ein Vollbild, also alle zu erwartenden Symptome der Erkrankung. Bei 80 bis 90 Prozent sind es eher einzelne oder nur wenige Symptome. Dann sprechen Mediziner:innen von einer symptomatischen Zöliakie.

Die Symptome können bei jedem Menschen individuell auftreten und auch in ihrer Intensität können die Beschwerden sehr unterschiedlich sein. Das macht eine Diagnose auch so schwer. Des Weiteren gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der Symptome bei Kindern und Erwachsenen.

Zu den klassischen Symptomen im Magen-Darm-Trakt gehören folgende Anzeichen:

  • Chronische, wiederkehrende Durchfälle (Diarrhoe)
  • Fettstühle (Stuhl mit einem hohen Fettanteil (> 7 Gramm) aus der Nahrung) mit üblem Geruch und klebriger, lehmartiger Konsistenz.
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Aufgeblähter Bauch
  • Massiver Gewichtsverlust

Anzeichen einer Glutenunverträglichkeit bei Kindern

Eine Zöliakie entsteht häufig schon im Kindesalter, doch zeigt sie zunächst keinerlei Symptome. Daher wird sie oft auch erst spät entdeckt. Die ersten Anzeichen erscheinen meistens dann, wenn Kinder beginnen, Lebensmittel mit Gluten wie zum Beispiel Brot oder Pasta zu essen. Die Anzeichen einer Glutenunverträglichkeit bei Kindern können dann folgende sein:

  • Mangelernährung aufgrund der gestörten Dünndarmfunktion und der zerstörten Zotten
  • Eisenmangel, erhöhte Leberwerte unklarer Ursache
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen, Wachstumsstillstand, verzögerte Pubertät
  • Wiederkehrende, chronische Durchfälle mit stark riechenden Stühlen
  • Ausgeprägter Blähbauch und dünne Arme und Beine
  • Bauchschmerzen, Übelkeit
  • Gewichtsverlust
  • Blässe
  • Muskelschwäche, Gelenkbeschwerden
  • Kurzatmigkeit
  • Zahnschmelzdefekte
  • Kopfschmerzen
  • Weinerlichkeit, Reizbarkeit, Abgeschlagenheit
  • Depressionen

Symptome einer Zöliakie bei Erwachsenen

Bei erwachsenen Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit treten die Symptome meistens in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung auf. Als Systemerkrankungen sind neben Magen-Darm-Symptomen auch neurologische Symptome sowie Beschwerden im gynäkologischen Bereich oder an Organen wie der Leber, an den Knochen oder der Haut möglich. Die langfristigen Symptome einer Unverträglichkeit gegen Gluten im Überblick:

  • Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten
  • Blutarmut (Anämie), Blässe (durch Eisen- und/oder Folsäuremangel)
  • Blutergüsse (durch Vitamin-K-Mangel)
  • Zungenbrennen und rissige Mundwinkel durch einen Eisenmangel
  • Mangel an Vitaminen (z. B. B-Vitamine, Vitamin D)
  • Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Durchfall oder Verstopfung, ständige Blähungen, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, Erbrechen, Bauchschmerzen)
  • Gewichtsverlust
  • Knochenschmerzen, Osteoporose (durch Kalziummangel), Gelenkentzündungen (Arthritis), Muskelschmerzen, Muskelschwäche,
  • Nervenschäden
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Stimmungsveränderungen, Depressionen
  • Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit
  • Hautbeschwerden (z. B. juckende, rötliche, entzündliche Haut mit Bläschen)
  • Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme)
  • Leberschäden, erhöhte Leberwerte unbekannter Ursache
  • Nachtblindheit (durch Vitamin-A-Mangel)

Glutenunverträglichkeit: Ursachen und Auslöser

Als Hauptursache für eine Zöliakie wird eine genetische Veranlagung vermutet, die dann zu einer Autoimmunreaktion führt. Das Gen HLA-DQ 2 ist bei etwa 90 Prozent der Zöliakie-Patient:innen vorhanden. Gluten in Lebensmitteln löst bei Betroffenen eine Reaktion aus, die dem Mechanismus einer Allergie ähnlich ist. Eine solche genetische Veranlagung liegt bei etwa 30 bis 35 Prozent der Gesamtbevölkerung vor, aber lediglich etwa zwei Prozent von diesen entwickeln im Laufe des Lebens eine Glutenunverträglichkeit – in Deutschland gibt es ca. 15.000 Betroffene.

Dennoch sind die genauen Ursachen der Zöliakie nach wie vor nicht geklärt. Vielmehr wird vermutet, dass eine genetische Veranlagung in Kombination mit äußeren Umwelteinflüssen die Entstehung einer Zöliakie auslösen kann.

Es gibt einige mögliche Risikofaktoren und Auslöser, die die Entstehung beeinflussen können. Dazu gehören:

  • Genetische Disposition
  • Andere Autoimmunerkrankungen (z. B. Typ 1 Diabetes, Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, rheumatoide Arthritis, autoimmune Leberentzündung, Turner-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom)
  • Enzymdefekte in der Dünndarmschleimhaut (Gluten-Moleküle gelangen durch die Darmwand und lösen eine Autoimmunreaktion aus)
  • Frühkindliche Ernährung und Umwelteinflüsse (Stillkinder haben geringeres Risiko, eine Zöliakie zu bekommen sowie eine glutenreiche Breikost)
  • Infektionen (z. B. virusbedingte Infektionen im Magen-Darm-Trakt und eine gestörte bakterielle Darmflora)

Diagnose einer Glutenunverträglichkeit

Eine Glutenunverträglichkeit zu diagnostizieren, ist nicht einfach. Viele unspezifische Symptome können auftreten und eine eindeutige Diagnose erschweren. Bei Blutarmut, Gelenk- und Muskelschmerzen oder Unfruchtbarkeit würde der Verdacht wohl erst auf andere Erkrankungen fallen. Hast Du aber permanent Bauchschmerzen und Blähungen, leidest unter Durchfällen oder Übelkeit nach dem Essen, könnte sich dahinter eine Glutenunverträglichkeit verbergen.

Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) empfiehlt in dem Fall, einen Hausarzt oder eine Hausärztin aufzusuchen und die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Besteht der Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit, bekommst Du zur weiteren Abklärung eine Überweisung für eine Facharztpraxis der Gastroenterologie. Eine Diagnose ist sehr wichtig, um negative Folgen einer unbehandelten Zöliakie zu vermeiden.

Diese Untersuchungen finden in einer Arztpraxis statt

Besteht eine familiäre Veranlagung hinsichtlich einer Zöliakie oder anderer Autoimmunerkrankungen, können dies wichtige Hinweise sein, um den Verdacht auf die Erkrankung zu bestätigen. Weitere Untersuchungen für die Diagnose sind eine Blutuntersuchung (Antikörper-Nachweis) und eine Gewebeentnahme (Biopsie).

  • Blutuntersuchung: Hier spielen bestimmte Auto-Antikörper (Autoimmunerkrankung) und genetische Marker wie HLA-DQ2 oder HLA-DQ8 eine wichtige Rolle. Oft liegt außerdem auch ein Mangel an lebenswichtigen (essenziellen) Nährstoffen vor, z. B. Vitamin D, Vitamin B12, Eisen, Folat (Folsäure), Zink, Kalzium und Glucose.
  • Gewebeprobe (Biopsie): Bei einer Spiegelung des Dünndarms an verschiedenen Stellen des Zwölffingerdarms können Veränderungen an der Dünndarmschleimhaut und an den Darmzotten entdeckt werden, die typisch für eine Zöliakie sind.

Diagnose-Trias zur Bestätigung einer Glutenunverträglichkeit

Wenn folgende drei Faktoren auffällige Ergebnisse zeigen, kann die Diagnose Zöliakie gestellt und eine Behandlung mit einer glutenfreien Ernährung eingeleitet werden:

  1. Glutenbelastung besteht über drei Monate.
  2. Laborergebnisse zeigen eine Erhöhung des Enzyms IgA-Transglutaminase (zöliakiespezifische TG2-Antikörper), obwohl ein IgA-Mangel ausgeschlossen wurde.
  3. Spiegelung des Dünndarms und Entnahme einer Gewebeprobe an sechs unterschiedlichen Stellen des Zwölffingerdarms.

Gut zu wissen: Bevor Untersuchungen zur Diagnose einer Zöliakie stattfinden, sollte im Vorfeld keine glutenfreie Diät durchgeführt werden. Das könnte verhindern, dass typische Veränderungen an der Darmschleimhaut sichtbar werden.

Differenzialdiagnose: Zöliakie oder Weizenallergie vom Sofort-Typ?

Bei einer Weizenallergie vom Sofort-Typ (nicht-Zöliakie-bedingte Sensitivität gegen Gluten) leiden Betroffene nach dem Verzehr von Gluten in der Nahrung typischerweise unter Bauchschmerzen oder Blähungen und möglicherweise unter Beschwerden außerhalb des Darms wie zum Beispiel unter Kopfschmerzen und Müdigkeit. Das Beschwerdebild ähnelt also dem einer Zöliakie. Ärzt:innen können dann anhand von Zöliakie-spezifischen Tests im Blut oder durch eine Darmbiopsie erkennen, dass typische Zöliakie-Parameter bei einer Weizenallergie negativ bleiben.

Behandlung einer Glutenunverträglichkeit

Eine Zöliakie kann zwar nicht geheilt werden, aber eine positive Nachricht vorweg: Die durch Gluten bereits verursachten Schäden im Dünndarm bilden sich bei einer glutenfreien Diät (kurz: GFD) nach einer gewissen Zeit wieder zurück. Patient:innen müssen dafür aber strikt und ein Leben lang auf Gluten in der Nahrung verzichten, auch wenn keine Symptome auftreten. Wird diese glutenfreie Ernährungsform konsequent eingehalten, ist ein beschwerdefreies, gutes Leben möglich und Folgeerkrankungen und Mangelerscheinungen aufgrund einer geschädigten Dünndarmschleimhaut können vermieden werden.

Gut zu wissen: Zu Beginn der Zöliakie-Therapie besteht aufgrund von möglichen Schäden der Dünndarmschleimhaut und Zotten eventuell ein Mangel an B-Vitaminen und Mineralstoffen. In diesem Fall wäre es sinnvoll, den Mangel so lange mit einer zusätzlichen Einnahme von Vitaminen und Spurenelementen auszugleichen, bis sich der Dünndarm wieder erholt hat.

Glutenfreie Diät: In welchen Nahrungsmitteln stecken Gluten?

Um eine glutenfreie Ernährung in den Alltag zu integrieren, sollten Patient:innen wissen, in welchen Lebensmitteln überhaupt Gluten enthalten sind – dazu gehören folgende glutenhaltige Getreidesorten:

  • Weizen
  • Grünkern
  • Gerste
  • Roggen
  • Hafer
  • Einkorn
  • Dinkel, Urdinkel
  • Kamut (Khorasan)
  • Emmer

Gluten dient als Kleber, der Weizenmehl zusammenhält und so unter anderem das Brotbacken erleichtert. Daher sollte das Mehl zum Backen von Brot, Kuchen, Pasta oder Gebäck, aber auch Paniermehl, Grieß, Stärke, Getreideflocken und Müsli unbedingt vom Speiseplan gestrichen werden.

Gluten ist zudem ein guter Emulgator und Träger für Aromastoffe, es bindet Wasser, geliert und stabilisiert. Aus diesen Gründen wird Gluten auch als Stabilisator, Emulgator, Geschmacksverstärker und Verdickungsmittel in Wurstwaren, Fertiggerichten, Fertigsoßen, Puddingpulver und malzhaltigen Getränken (z. B. Bier, Malzkaffee) eingesetzt. Gluten kann obendrein in Senf, Ketchup, Sojasoße, Eis, Brotaufstrichen, Gewürzmischungen oder Chips vertreten sein.

Sonderfall glutenfreier Hafer: Darauf solltest Du achten!

Als heimisches Getreide enthält Hafer von Natur aus kein Gluten. Im Unterschied zu anderen Getreidearten wie Weizen, Roggen oder Gerste sind die sogenannten Prolamine (Speicherproteine in Getreidesamen) beim Hafer chemisch anders aufgebaut – dadurch ist Hafer für Menschen, die auf Gluten reagieren, verträglich. Musst Du aber aufgrund Deiner Unverträglichkeit streng auf eine glutenfreie Ernährung achten, solltest Du Hafer vorsichtshalber weglassen.

Denn ein weiterer Punkt ist, dass Haferflocken mit Gluten “verunreinigt” werden, wenn sich neben dem Haferfeld ein Weizen- oder Gerste-Feld befindet und beim Herstellungsprozess von handelsüblichen Produkten die Verarbeitung in den gleichen Produktionsräumen und Getreidemühlen stattfindet. Haferprodukte aus dem Handel sind für eine glutenfreie Ernährung im Rahmen einer Zöliakie daher nicht sicher – es sei denn, sie sind mit einem Siegel versehen, auf dem “glutenfrei” steht. Dieser stammt aus einer kontrollierten Produktion.

Gut zu wissen: Produkte können als „glutenfrei“ bezeichnet werden, wenn die maximal 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm enthalten. Dieser Grenzwert ist EU-weit verbindlich und wird von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft unterstützt, denn dieser Grenzwert ist für die meisten an Zöliakie Erkrankten ausreichend.

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Glutenfreie Lebensmittel und Alternativen

Zum Glück gibt es viele köstliche glutenfreie Nahrungsmittel und Alternativen zu glutenhaltigen Produkten, die bei einer bestehenden Zöliakie erlaubt sind. Grundsätzlich ist eine nährstoffreiche, gesunde Ernährung mit unverarbeiteten Lebensmitteln, mit viel Gemüse, Proteinen (Eiweißen) und gesunden Fetten empfehlenswert:

  • Milchprodukte (z. B. Joghurt, Quark, Butter und Käse)
  • Hochwertige Pflanzenöle
  • Obst und Gemüse
  • Kartoffeln und Reis
  • Nüsse, Samen (z. B. Leinsamen), Kerne (z. B. Sonnenblumenkernen), Sprossen (Sojasprossen)
  • Hirse, Amaranth, Quinoa, Maniok, Buchweizen, Kichererbsen, Mais
  • Glutenfreie Mehlsorten: Kastanienmehl, Johannisbrotmehl, Guarkernmehl
  • Kartoffel- und Maisstärke (z. B. zum Abbinden von Suppen)
  • Tierische Produkte (Fleisch, Fisch und Eier)

Behandlung: Glutenunverträglichkeit und Begleitsymptome

Wichtige Begleitsymptome einer Glutenunverträglichkeit können unter anderem eine Laktoseintoleranz, ein Eisenmangel und die Neigung zu Osteoporose sein. Was solltest Du bei der Behandlung berücksichtigen, wenn die Glutenunverträglichkeit mit einer dieser Begleitsymptome auftritt?

Gluten- und Laktoseintoleranz

Begleitend zu einer Glutenunverträglichkeit kann auch eine Laktoseintoleranz auftreten. Die Verbindung beider Krankheitsbilder liegt in der Schleimhaut des Dünndarms, die bei einer unbehandelten Zöliakie geschädigt wird. Denn in der Dünndarmschleimhaut wird auch das Enzym Laktase gebildet, das wiederum wichtige Aufgaben bei der Spaltung von Laktose (Milchzucker) in die Bestandteile Galaktose und Glukose übernimmt. Auf diese Weise kann Milchzucker normalerweise über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden. Ist diese aber geschädigt, kommt es zu einem Laktasemangel mit einer Laktoseintoleranz.

Empfehlungen bei einer Gluten- und Laktoseintoleranz

Menschen mit einer Zöliakie sollten eine glutenfreie Diät halten. Mit der Zeit heilt dann die Dünndarmschleimhaut und es kann wieder Laktase zur Verdauung von Laktose gebildet werden. In der besonderen Zeit der Umstellung solltest Du auf eine milchfreie, glutenfreie Ernährung achten und nicht nur Gluten, sondern auch Milchprodukte oder aus Milch hergestellte Produkte vermeiden. Zum Glück sind die meisten Vollwertnahrungsmittel von Natur aus gluten- und laktosefrei und inzwischen stehen Dir auch viele gluten- und laktosefreie Lebensmittel und Ersatzprodukte in Geschäften zur Verfügung. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Fast alle Obst- und Gemüsesorten sind gluten- und laktosefrei, was Deiner Ernährung viel Abwechslung in Bezug auf Nährstoffe und Geschmack ermöglicht.
  • Milch- und glutenfreie Getreidesorten sind Reis, Quinoa, Amaranth, Hirse, Mais, Buchweizen.
  • Bohnen und Hülsenfrüchte sind eine gute Möglichkeit, um auf eine gluten- und milchfreie Ernährung zu setzen und den Körper mit sättigendem Eiweiß, Ballaststoffen und Kohlenhydraten zu versorgen, z. B. schwarze Bohnen, weiße Bohnen, Kidneybohnen, Kichererbsen und Linsen.
  • Nüsse und Samen sind von Natur aus gluten- und laktosefrei und daher eine praktische Quelle für gesunde Fette und pflanzliches Eiweiß.
  • Milch- und glutenfreie Proteine sind neben Bohnen Hülsenfrüchte auch Tofu, die meisten Tempeh-Sorten, die Mehrheit der pflanzlichen Proteinpulver und einige pflanzliche Proteinriegel.
  • Pflanzliche Öle für mehr Geschmack: Avocadoöl, Kokosöl und Sesamöl eignen sich hervorragend zum Braten, Öle wie Olivenöl und Leinsamenöl passen perfekt zum Beträufeln von Salaten.

Gut zu wissen: Achte im Lebensmittelgeschäft auf die Nährwertkennzeichen und versteckten Zutaten (z. B. Molke, Malz und Bierhefe). Probiere eventuell auch die gluten- und laktosefreien Ersatzprodukte. Bestimmt sind leckere Zutaten und Speisen für Dich dabei, die Deinen Bedürfnissen entsprechen, ohne auf Genuss verzichten zu müssen.

Glutenunverträglichkeit und Eisenmangel

Müdigkeit, Blässe, eingerissene Mundwinkel sind typische Symptome eines Eisenmangels. Dieser kann unter anderem durch eine Glutenunverträglichkeit hervorgerufen werden, weil durch die Schädigung der Dünndarmschleimhaut die Eisenaufnahme gestört ist. Oft ist es auch ein ungeklärter Eisenmangel, der auf die Glutenunverträglichkeit hinweist.

Empfehlungen bei einer Glutenunverträglichkeit und Eisenmangel

Liegen niedrige Eisenwerte im Blut vor, ist die Aufnahme von Eisen aufgrund der geschädigten Dünndarmschleimhaut schwierig. In Absprache mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin könnte eine Substitution von Eisen in Form einer Infusion eine Möglichkeit sein, um den Dünndarm zu umgehen und das Eisendefizit auszugleichen. Wenn Du Dich glutenfrei ernährst, erholt sich die Dünndarmschleimhaut wieder und auch die Aufnahme der Nährstoffe verbessert sich.

Glutenunverträglichkeit und Osteoporose-Neigung

Wie hängen eine Glutenunverträglichkeit und Osteoporose (Abbau von Knochensubstanz) zusammen? Auch hier liegt als Grund die fehlerhafte Aufnahme von Kalzium, Vitamin D, Eiweiß und anderer Nährstoffe über die geschädigte Dünndarmschleimhaut vor sowie eine damit verbundene Gewichtsabnahme. Zu den Risikofaktoren für Zöliakie und Knochenbrüche gehören Frauen nach der Menopause mit niedrigerem Östrogenspiegel, ältere Menschen mit Zöliakie, die Nichteinhaltung einer glutenfreien Ernährung, Laktoseintoleranz in Verbindung mit Zöliakie, Untergewicht und das Rauchen.

Empfehlungen bei einer Glutenunverträglichkeit und Osteoporose-Neigung

Bei einer konsequenten glutenfreien Ernährung kannst Du auf lange Sicht Deine Knochengesundheit schätzen, weil sich Deine Dünndarmschleimhaut erholt und darüber wieder alle wichtigen Nährstoffe verstoffwechselt werden können.

Nachteile und Herausforderungen bei einer glutenfreien Kost

Wer auf eine glutenfreie Ernährung im Rahmen einer Zöliakie angewiesen ist, wird mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Glutenfreie Kost ist teurer: Glutenfreie Ersatzprodukte sind oft hochpreisiger als die glutenhaltigen Varianten, weil die Herstellung aufwendiger ist, um Glutenfreiheit zu gewährleisten.
  • Nachteil Zusatzstoffe: Glutenfreie Ersatzprodukte sind frei von schädlichem Klebereiweiß, enthalten jedoch in den meisten Fällen viele Zusatzstoffe, um den Geschmack, Konsistenz und die Eigenschaften der Produkte zu optimieren.
  • Komplizierteres Freizeitleben: Einfach mal spontan eine Essenseinladung annehmen oder mit Freund:innen in ein Restaurant gehen? Mit einer strengen, glutenfreien Ernährung ist dies nicht so einfach. Alles bedarf einer guten Absprache, Vorbereitung und Kommunikation. Spontanität bleibt da manchmal auf der Strecke und kleine Ausnahmen gibt es bei einer strengen glutenfreien Ernährung nicht.

Gut leben mit einer Glutenunverträglichkeit: Tipps für den Alltag

Keine Frage: Mit einer Glutenunverträglichkeit lässt es sich gut leben, wenn eine glutenfreie Ernährung eingehalten wird. Doch im Alltag ist es manchmal gar nicht so einfach, nicht doch einmal aus Versehen mit “versteckten” Gluten in Berührung zu kommen. Damit das nicht passiert, können unsere Tipps hilfreich sein:

Gluten im Supermarkt

Im Handel gibt es inzwischen viele glutenfreie Produkte. Du erkennst die Waren zum Beispiel an einer durchgestrichenen Weizenähre auf der Verpackung. Zudem müssen laut Lebensmittelverordnung schon geringfügige Mengen Gluten auf Verpackungen erwähnt werden. Bei losen Nahrungsmitteln in Bio-Märkten erkundige Dich vorher, ob Gluten enthalten ist.

Gluten in Fertigprodukten

Überprüfe immer wieder die Zutatenliste auf der Verpackung von Fertiggerichten. Gluten ist ohnehin meistens enthalten – ob Fertigsaucen, Süßigkeiten oder auch Tiefkühlgemüse. Bei zunächst glutenfreien Fertiggerichten kann sich je nach Charge die Zusammenstellung der Zutaten ändern.

Gluten in Medikamenten

Auch bei der Einnahme von Medikamenten ist Vorsicht geboten, denn in einigen Arzneien befinden sich glutenhaltige Stoffe, die bei der Herstellung verwendet werden. Frage daher in der Arztpraxis oder in der Apotheke nach glutenfreien Medikamenten.

Gluten im Restaurant

Viele Restaurants in Städten bieten inzwischen auf ihren Menükarten Speisen mit glutenfreien Lebensmitteln an. Im Zweifel lieber noch einmal nachfragen, ob die Gerichte wirklich glutenfrei sind. Denn es kann passieren, dass sich nicht alle Mitarbeiter:innen im Restaurant mit dem Thema Unverträglichkeit von Gluten auskennen und das Wort Gluten möglicherweise mit Glutamat verwechseln.

Gluten in der Küche

Die heimische Küche stellt auch eine Gefahr für Betroffene dar, insbesondere dann, wenn mehrere Personen sich eine Küche teilen. Egal ob in einer Wohngemeinschaft oder innerhalb der Familie: Glutenfreie und glutenhaltige Lebensmittel immer in getrennten Boxen oder Schränken aufbewahren und auch bei der Zubereitung von Speisen immer auf eine strikte Trennung achten.

Qualitätsunterschiede bei glutenfreier Ernährung?

Eine gute Nachricht: Die Qualität von glutenfreiem Getreide steht glutenhaltigen Lebensmitteln in nichts nach. In einer Studie wurde die Qualität der Nährstoffe und Zutaten zwischen glutenfreien und glutenhaltigen Produkten aus einer Kategorie untersucht und keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Ob Pseudogetreide oder von Natur aus glutenfreiem Getreide – beide Produkte sind hochwertig und eignen sich gleichermaßen für die Aufnahmen von Ballaststoffen. Fazit: Du kannst auf Gluten verzichten und Dich trotzdem sehr ausgewogen ernähren. Im Fokus sollten aber unverarbeiteten Grundnahrungsmittel stehen, die auch bei einer glutenfreien Ernährung erlaubt sind, um Deinen Körper mit allen Nährstoffen zu versorgen.

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